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■ George Harrison – Living in the Material World USA 2011, R: Martin Scorsese /Originalfassung mit Untertiteln
Kaum ein Regisseur kann so gut Musik in seinen Filmen einsetzten wie Martin Scorsese. Wie vor ihm Kubrick und nach ihm Tarantino hat er ein ungewöhnlich gutes Gefühl dafür, welches Musikstück eine seiner Sequenzen überhöhen kann. So machte er etwa eine der letzten Szenen von „Goodfellas“ durch George Harrisons „What is Life“ unvergesslich. Und Scorsese hat auch immer Filme über Musiker gedreht. Seinen ersten großen Job bekam er als Cutter von „Woodstock“, und man kann durchaus darüber streiten, ob bei diesem Film der Schnitt nicht die eigentliche künstlerische Leistung war. Später inszenierte er „The Last Waltz“ über das Abschiedskonzert von „The Band“, Shine a Light“ mit den Rolling Stones und die Dokumentation „No direction Home“ über und mit Bob Dylan. In diese Reihe fügt sich „George Harrison – Living in the Material World“ harmonisch ein. Als zweiteiliges Porträt für den Kabelsender HBO produziert, ist der Film mit 208 Minuten ein wenig lang für eine Kinositzung, aber Scorsese konnte mit seinem Renommee und seinen Verbindungen aus dem Vollen schöpfen, und so ist dieser Film eine Fundgrube nicht nur für die vielen Beatles-Fans, die es immer noch gibt.
George Harrison war immer der ruhigste und rätselhafteste der Beatles. Er war der freundliche Gitarrist der Band und als herauskam, dass nicht er, sondern Eric Clapton das Gitarrensolo bei seiner Komposition „While my guitar gently weeps“ eingespielt hatte, half dies seinem Ruf auch nicht. Er ließ sich am wenigsten von den vieren als eine Pop-Ikone ausstellen und dass diese eher eine Stärke als eine Schwäche war, ist eine der vielen Überraschungen des Films.
Von den Zeiten in Hamburg erzählen Astrid Kirchherr und Klaus Voormann, und dass dieser einer Harrisons ältesten Freunden blieb, der dann auf seinen Soloplatten Bass spielte und auf seinem Anwesen lebte, sagt viel über den Charakter von George Harrison aus. Obwohl im Grunde er es war, der den Mut fand, die Beatles aufzulösen, blieb er als einziger mit allen anderen freundlich verbunden, und letztlich machte er von den vier die interessantesten und kreativste Entwicklung nach den Beatles. Er komponierte und spielte Hits wie „My sweet Lord“ und Here Comes the Sun“, organisierte mit dem Konzert für Bangladesch das erste Benefizkonzert, wurde dann Filmproduzent der mit seiner Firma „Hand Made Films“die Monty-Python-Filme und einige der besten britischen Filme der 80er Jahre ermöglichte und gründete in den späten 80er Jahren die Allstarband „Traveling Wilburys“, mit denen ihm ein erstaunliches Comeback gelang. Scorsese hat für all diese Stadien genau die richtigen Zeitzeugen befragt und zum Teil erstaunlich intime Aussagen aus ihnen herausgekitzelt. John und Ringo, Yoko Ono, Ravi Shakar, Eric Clapton, Eric Idle, Terry Gillliam, der Rennfahrer Jackie Stewart und viele andere erzählen von einem sanftmütigen, spirituellen, aber auch sehr witzigen Menschen.
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