: Ungebetener Gast im Jade-Weser-Port
SCHIFFSUNGLÜCK Das havarierte Containerschiff „Flaminia“ kommt nach Wilhelmshaven. Im neuen Tiefwasserhafen soll das Gefahrengut entladen werden – wie lange das dauert, weiß niemand
Ganz so haben sie sich in Wilhelmshaven die Einweihung des Jade-Weser-Ports wohl nicht vorgestellt. Der Tiefwasserhafen geht erst am 21. September offiziell in Betrieb, aber schon vorher läuft das erste Schiff ein: der havarierte Frachter „Flaminia“. In Niedersachsen soll das Schiff, auf dem Mitte Juli Feuer ausgebrochen ist, entladen werden.
Ein Expertenteam geht in den nächsten Tagen vierzig Kilometer vor der englischen Küste an Bord der „Flaminia“ und untersucht die Situation dort. Noch immer ist unklar, was die Explosion ausgelöst hat. Die Reederei NSB gibt keine Auskunft zur Fracht des Schiffes, auch der Charterer MSC schweigt. Einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zufolge wird vermutet, dass eventuell falsch deklarierte Ladung die Explosion ausgelöst haben könnte.
In etwa zwei Wochen soll das havarierte Containerschiff deutsche Gewässer erreichen. 20 Kilometer westlich von Helgoland sollen zunächst Löschwasser abgepumpt und erste Container abgeladen werden. Wie lange die „Flaminia“ dann im Jade-Weser-Port bleibt, steht noch nicht fest. „Wir vertrauen dem Havariekommando, dass es uns keinen großen Risiken aussetzt“, sagt Jens Graul, Feuerwehrdezernent der Stadt Wilhelmshaven. Die Entscheidung, die „Flaminia“ nach Wilhelmshaven zu bringen, hat das Havariekommando allein getroffen. In einer Vereinbarung mit dem Bund haben sich die deutschen Küstenstädte bereit erklärt, dessen Weisungen zu folgen. Das Kommando entschied sich für den Jade-Weser-Port, weil dort noch keine Schiffe liegen, teilte ein Sprecher mit. Zudem biete der Hafen viel Freifläche, um die „Flaminia“ zu entladen.
Die niedersächsische SPD ist nicht begeistert von den Plänen. „Es ist unverantwortlich, dieses Umweltrisiko hier einzugehen“, sagt der stellvertretende SPD-Fraktionschef Olaf Lies. Auch Die Linke und die Grünen fordern Informationen über die Risiken, bevor das Containerschiff in den Hafen einläuft. KOL