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Archiv-Artikel

Sri Lanka schließt fast alle staatlichen Universitäten

AKADEMIKERSTREIK Dozenten wehren sich gegen die Einflussnahme der Regierung auf den Lehrbetrieb

BANGKOK taz | Sri Lankas Regierung hat als Reaktion auf einen wochenlangen Akademiker-Streik 13 der 15 staatlichen Universitäten auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Dozenten des Landes streiken seit Juni gegen Einflussnahme der Regierung und für zusätzliche Gelder. Sie kritisieren auch Regierungspläne, die bisher kostenlosen Universitäten zu privatisieren.

Der Minister für Höhere Bildung, SB Dissanayake, warf den Streikenden im britischen Sender BBC vor, „eine politische Krise“ herbeiführen zu wollen, die „zu einem Regimewechsel führen soll“. Die Regierung habe bereits fünf von sechs Kernforderungen erfüllt. Vertreter der Streikenden widersprechen.

Eine Kernforderung ist ein Ende des zweiwöchigen Pflichtprogramms des Verteidigungsministeriums für alle Erstsemester. Es wird seit 2011 in Armeecamps oder Polizeischulen abgehalten. Kritiker bemängeln, die Regierung habe mit diesem Programm das Studium militarisiert. Die Regierung weist dies zurück. Sunil Jayantha Navaratne, Staatssekretär im Ministerium für Höhere Bildung, sagte der Tageszeitung Daily Mirror, es handele sich um ein „Führungstraining“, das lediglich aus Platzgründen in Armeebasen abgehalten werde. Die Studenten sollten dabei „Präsentationsfertigkeiten, visionäres Denken und Konfliktlösungsfähigkeiten“ erlernen. Darüber hinaus lernten Erstsemester, „richtig zu stehen“, „rechtzeitig aufzustehen“ und „andere zu respektieren.“

Tatsächlich sieht es eher danach aus, als wolle die Regierung die Studierenden, die ein Protestpotenzial bilden, gleich zum Studienbeginn auf Linie bringen. So wurden auch an mehreren Unis Überwachungskameras installiert.

Doch auch außerhalb der Unis schreitet die Militarisierung seit dem Sieg der Regierungstruppen gegen die Rebellen der „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ (LTTE) im Mai 2009 unaufhaltsam voran. Sri Lankas Armee hat heute mehr als 275.000 Soldaten und damit mehr als zu Kriegszeiten. Die Siedlungsgebiete der Tamilen im Norden und Osten sind durchzogen vor Stützpunkten und Kontrollpunkten der Armee. Zahlreiche zivile Behörden sind in den vergangenen Jahren dem Verteidigungsministerium unterstellt worden, dem der Präsidentenbruder Gotabhaya Rajapaksa vorsteht. SASCHA ZASTIRAL