: Im Europa-Pool
WASSERBALL Spandau 04 hat sich für die zweite Runde der europäischen Clubmeisterschaft qualifiziert
Die Wasserball-Bundesliga-Saison hat noch gar nicht begonnen, da wird sie von den Wasserfreunden aus Spandau 04 schon zur „Nebensache“ erklärt. So jedenfalls umschreibt der sportliche Leiter der Berliner, Peter Röhle, die Spielzeit, die am 14. November angepfiffen wird. 29 Meistertitel und 25 Double verdeutlichen nachhaltig die Alleinherrschaft der Berliner auf nationaler Ebene. In den vergangenen 30 Jahren haben die Berliner nur zweimal den Titel verpasst. Die Meisterschaft als schönste Nebensache der Welt zu beschreiben, das ist für die Berliner nicht einmal vermessen. Vor allem dann, wenn die erklärte Hauptsache, die Euro-League, Erfolge verspricht.
Die Euro-League ist die Champions-League der Wasserballer. Ein kompliziertes Gebilde aus diversen Qualifikations- und Gruppenturnieren führt zum Finale der besten vier Teams im Mai 2010. Ein erstes Qualifikationsturnier wurde an diesem Wochenende in der Schöneberger Schwimmhalle mit fünf Mannschaften ausgespielt. Spandau 04 schloss diesen europäischen Vergleich souverän als Tabellen-Zweiter hinter Brescia/Italien ab und zieht somit in die nächste Runde.
„Wir haben das eigentlich so erwartet und sind zufrieden. Ein guter Start in die neue Spielzeit“, erklärte der Coach Nebojsa Novoselac am Sonntag. Zuvor hatte der Serbe einen äußerst souveränen 28:1 Erfolg seiner Mannschaft gegen PVK Rabotnicki Skopje gesehen. Dann folgte eine knappe 8:9 Niederlage gegen den italienischen Vertreter Leonessa Brescia. Am Samstag besiegte der Gastgeber des Vier-Tage-Turniers im Schlüsselspiel den rumänischen Titelträger CSM Oradea mit 11:8, am Sonntag folgte das 12:6 gegen Rokawa Koper aus Slowenien. „Wir haben uns jetzt eine gute Ausgangsposition für die nächste Qualifikationsrunde geschaffen“, erklärte ein zufriedener Teammanager Peter Röhle.
Nachdem der nationale Dauermeister in den vergangenen Jahren in das europäische Mittelmaß abgerutscht war, wollen die Wasserfreunde in dieser Spielzeit den Abwärtstrend stoppen. Die notorische Unterforderung in der Bundesliga ist dafür jedoch nicht gerade förderlich. Mit dem ASC Duisburg gibt es unter 16 Teams aktuell nur einen annähernd gleichstarken Konkurrenten in der heimischen Liga. „Wenn wir in der Euro-League gegen die Top-Teams vom Balkan und Südeuropa antreten müssen, ist das schon eine andere Welt“, erklärt Manager Röhle. Die Mannschaften aus Kotor (Montenegro), Dubrovnik (Kroatien), Genua, Athen oder Belgrad hat der 52-Jährige schon jetzt im Sinn. Diese Ausnahme-Teams treffen sich regelmäßig neben ihren Ligaspielen noch zu einer Art Mittelmeer-Cup. „Die sind ständig auf hohem Niveau gefordert. Da können wir in unserer Situation kaum mithalten“, sagt Röhle ein wenig neidvoll.
Die Jugend soll es richten
Der Teammanager setzt zusammen mit Hagen Stamm, Präsident des Vereins und Bundestrainer der Herren, weiter auf eine professionelle Jugendarbeit. Zu der neuen Bundesligasaison werden vier Spieler aus dem Jahrgang 1989/1990 in die erste Mannschaft aufrücken. „Ausländische Star-Spieler können wir uns nicht leisten“, erklärt Stamm.
Schlimmer noch. Zu dieser Spielzeit verlor Spandau seinen Kapitän und besten Torschützen Marc Politzke. Der Schwiegersohn von Stamm schwimmt ab sofort für Posilippo Neapel. Er machte bei seinem Abgang kein Geheimnis daraus, dass in Italien nicht nur die Leistungsdichte, sondern auch die Verdienstmöglichkeiten deutlich höher sind. Aber das weiß man ja in Spandau schon seit dreißig Jahren.
Torsten Haselbauer