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BUSH REAGIERT AUF DIE HERAUSFORDERUNG CHÁVEZ AGGRESSIV UND HILFLOSÄrgernis Venezuela

Die letzten Wochen waren ein Vorgeschmack auf den Konflikt, der in Lateinamerika mittelfristig alle anderen in den Schatten stellen wird: den zwischen den USA und dem Venezuela des Hugo Chávez. Bislang überwiegen die Wortgefechte – auch, weil Bush sich keine weitere militärische Krise leisten kann. Doch die systematische Art und Weise, wie Kolumbien zum regionalen US-Vorposten ausgebaut wird, lässt Schlimmes befürchten.

Venezuelas linker Caudillo hat sich zum größten Ärgernis für die Regierung Bush entwickelt. Denn anders als der greise Fidel Castro oder Brasiliens schnell verblasster Hoffnungsträger Lula kann Chávez einer anti-neoliberalen Rhetorik Taten folgen lassen: Einen beträchtlichen Teil der üppig sprudelnden Erdöldollars steckt er in Sozialprogramme und festigt dadurch seine Macht. Die karibischen Kleinstaaten lockt er mit Integrationsprojekten im Energiesektor. Und mit dem Satellitensender Telesur entsteht gerade eine bemerkenswerte mediale Alternative zu seichten Kommerzkanälen oder US-Nachrichtensendern wie CNN.

Als Chávez’ wichtigste Bündnispartner in der Region haben sich die sozialen Bewegungen erwiesen, die indigen geprägten in Ecuador oder Bolivien ebenso wie brasilianische Landlose oder argentinische Arbeitslosenaktivisten. Auch unter seinen Kollegen nimmt der Respekt zu. Für Venezuela sehe er eine wichtige Führungsrolle voraus, sagte Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe auf einem Karibikgipfel vor zwei Wochen.

Auf diese Herausforderung reagieren die Neocons in Washington ähnlich wie ihre Vorgänger auf die Revolution in Kuba oder Nicaragua: mit Destabilisierung auf allen Ebenen, von der Unterstützung des Putsches gegen Chávez im April 2002 bis zum lange erfolgreichen Versuch, ihn durch mediale Zerrbilder zu diskreditieren. Für Bush ist Lateinamerika nicht der Kontinent, in dem die soziale Ungleichheit am schnellsten zunimmt, sondern ein Sicherheitsrisiko – und ein großer Markt für US-Multis. Die Militarisierung der Region und aufgezwungene Freihandelsabkommen wiederum sind Wasser auf Chávez’ Mühlen. GERHARD DILGER

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