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Archiv-Artikel

Seuchen raffen Bergleute im Kongo dahin

„Blutiger Durchfall“ in ostkongolesischer Diamantenmine fordert 22 Tote. Hunderte weitere Opfer zu befürchten

Von D.J.

BERLIN taz ■ Die katastrophalen Lebensbedingungen in den Bergwerken der Demokratischen Republik Kongo fordern immer neue Opfer. 22 Menschen in einer Diamantenmine der ostkongolesischen Provinz Maniema sind nach Angaben der Provinzregierung in den letzten zehn Tagen an blutigem Durchfall gestorben. Weitere 440 Bewohner der Mine „Libaku ya suka“ (Letzte Chance) seien erkrankt und mindestens 1.000 identifiziert, hieß es weiter seitens der Behörden. Der blutige Durchfall werde von blutigem Erbrechen begleitet. Dies deutet auf eine der unheilbaren Ebola-ähnlichen Infektionskrankheiten hin, die in Zentralafrika endemisch sind und unweigerlich zum Tode führen.

Die betroffene Diamantenmine liegt nahe dem Ort Kabongola im Distrikt Punia, eines der mineralienreichsten und während des Krieges 1998–2003 am heftigsten umkämpften Gebiete des Ostkongo. Die Bevölkerung der Region hat größtenteils im Krieg alles verloren und ist zum Überleben auf das Schürfen nach Mineralien in verlassenen Tagebaubergwerken angewiesen. Seit in Kabongola vor kurzem Diamanten entdeckt wurden, sind nach UN-Angaben 10.500 Menschen dorthin gezogen, um zu graben. Eine Gesundheitsversorgung existiert dort nicht, und in den meisten Bergwerkszonen des Kongo gibt es weder sauberes Trinkwasser noch hygienische Lebensbedingungen.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef und das britische Hilfswerk Merlin arbeiten in der Region Punia, aber nach nahezu zehn Jahren ohne jegliche medizinische Versorgung sind viele Menschen chronisch krank. Erst im Februar 2005 wurden Impfschutzprogramme für Kleinkinder wieder aufgenommen. In den Bürgerkriegsregionen Ostkongos gibt es außerhalb einiger Aktivitäten von Hilfswerken und Kirchen kein Gesundheitswesen. Während des Krieges von 1998–2003 funktionierte in der dichtbewaldeten Provinz Maniema, die 1,6 Millionen Einwohner zählt, nur ein einziges Krankenhaus. Nach Schätzungen von Hilfswerken hat der Krieg unter den 20 Millionen Einwohnern Ostkongos 3,3 Millionen Tote gefordert, hauptsächlich Opfer vermeidbarer Krankheiten.

In den Bergbauregionen von Kongo und Angola brechen regelmäßig verheerende Seuchen aus. Eine Epidemie des dem Ebola-Virus ähnelnden Marburg-Virus in Angola forderte dieses Jahr 324 Tote. D.J.