meinungsstark
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Roter Stern vs. Wissen und Fortschritt

„Unter Sternen“, taz vom 3./4. 8. 19

Ein schöner Text über die Buchhandlung Roter Stern in Marburg! Wenn ich als bereits etwas älterer Leser, der anno 1977 für nur ein Semester in Marburg Politologie studiert hat, noch ergänzen darf: Deutschlandweit einmalig dürfte die damalige „linke“ Buchladenkonkurrenz nebst universitärer Einflussnahme gewesen sein. So war der seinerzeitige Laden Wissen und Fortschritt schlicht ein DKP-Geschäft, der Rote Stern ein erklärt maoistisches Gegenprojekt seitens der Gründer.

Und das war auch bitter nötig: Ich zum Beispiel besuchte ein Politikseminar, in dem auf der Literaturliste die Hälfte der Titel in „Berlin“ erschienen war – gemeint natürlich: Berlin-Ost. Und die andere Hälfte in Dortmund, das heißt beim Pahl-Rugenstein-Verlag, in dem damals fast ausschließlich DDR-Lizenztitel erschienen.

Der Einzige aus der Reihe der Professorenschaft, der da ein wenig gegenhielt, war in der Tat der von Ihnen auch im Artikel erwähnte Georg Fülberth. Und so sang- und klanglos wie später die DDR ist ja dann auch diese unerfreuliche Ausrichtung des gesamten Fachbereichs nebst Buchladen untergegangen. Umso schöner, dass es den Roten Stern heute noch gibt. Richard Battenfeld, Frankenberg (Eder)

Blechkisten auf Geh- und Radwegen

„Chaos mit Ansage“, taz vom 6. 8. 19

Kaum ist ein neues Spielzeug für moderne Menschen da, gibt es eine große Aufregung. Sie blockieren Platz auf den Gehwegen, es wird mit ihnen alkoholisiert gefahren, die Behindertenverbände rufen nach dem Staat, die Strafen sind viel zu niedrig und der Scheuerl-Andi ruft nach mehr Kontrollen durch die Gemeinden. Weltuntergang droht! Wehret den Anfängen!

Komisch, all das kennen wir seit Jahrzehnten vom Auto. Ständig stehen die Blechkisten auf Geh- und Radwegen, gefährden durch überhöhte Geschwindigkeit Fußgänger und Radfahrer, werden in der Heimat vom Scheuerl-Andi qua Grundrecht besoffen gesteuert, und dass Deutschland das Discountland bei Verkehrsstrafen ist, kann man kaum bestreiten. Und wen stört’s? Fast niemanden.

Martin Hilger, Neukirchen am Großvenediger