: Her mit den Chancen für jüngere Eltern!
Die Zeit zwischen 30 und 40 ist zu voll gepackt mit Berufs- und Familienentscheidungen. Das muss entzerrt werden
Bevölkerungswissenschaftler kennen das Problem: Wir leben immer länger – aber die Zeit, uns für eine Familie zu entscheiden, wird immer kürzer. Deutsche Akademikerinnen nehmen sich nach Ausbildungsabschluss und Berufseinstieg durchschnittlich fünf Jahre Zeit, in denen sie Kinder bekommen, errechnen die Autoren des Familienberichts. Bei einer Lebenserwartung von 85 Jahren sind das nicht einmal sechs Prozent der Lebenszeit. Meist zwischen 30. und 40. Lebensjahr muss dann nicht nur der Berufseinstieg geschafft, sondern oft noch ein passender Partner gefunden werden. Die Autoren plädieren deshalb für die Entzerrung dieser Rushhour des Lebens.
Zum einen sollen schon jüngere Frauen Kinder bekommen können, ohne ihr berufliches Aus zu riskieren – bislang haben nur sieben Prozent der Studentinnen Kinder. Ihr Anteil könnte erhöht werden, wenn die Ausbildung in Deutschland „modularisiert“ würde, so die Experten. Studentinnen und Studenten könnten dann die Zweiteilung des Studiums in Bachelor- und Master-Studiengänge nutzen und zwischendurch eine Familie gründen. In angelsächsischen Ländern beispielsweise kann eine Person ihren Bachelor machen, dann fünf Jahre arbeiten und Kinder bekommen, um später noch ihren Master anzuschließen. Mit diesem Modell könne man „jederzeit wieder in den Karriereverlauf einsteigen“.
Um den starren Lebensverlauf aufzubrechen, plädieren die Autoren zudem für so genannte „Optionszeiten“ – Zeiten der Nichterwerbstätigkeit, während derer Kinder erzogen, Eltern gepflegt oder Weiterbildungen absolviert werden. Finanziert werden sollen diese Zeiten über die Rente. Dabei sollen die durchschnittlichen 45 Erwerbsjahre aufgeteilt werden in mehrere Phasen, wobei man in jüngeren Jahren dann etwa in einer Familienphase die „Optionszeit“ nehmen kann, die quasi durch einen „Vorschuss“ auf die Rente finanziert wird. Dafür müsste man im Alter dann aber auch länger arbeiten. Wie die Jobwelt umstrukturiert werden müsste, damit die Leute bis zum 70. Lebensjahr berufstätig sein können, bleibt jedoch ein ungelöstes Problem.
BARBARA DRIBBUSCH