: Bäderland nicht abgebrannt
SPD kritisiert Bismarckbad-Schließung als „politisch motiviert“ und unnötig. Klage über fehlende Senatsinfos zur Bäder-Situation. Schulsenatorin im Visier der Kritik
Ein wenig schlauer sind sie schon geworden bei der Durchsicht der Bäderland-Akten – die SPD-Abgeordneten Monika Schaal und Britta Ernst. Doch da viele wichtige Dokumente unter Verschluss geblieben oder in Teilen geschwärzt worden seien, seien dem vorgelegten Material nicht einmal „grundlegende Besucher- und Finanzdaten“ der Hamburger Hallenbäder zu entnehmen gewesen. So werde „das Budgetrecht des Parlaments ausgehebelt“, klagt Ernst. Fundierte Entscheidungen über die Zukunft der Schwimmbäder könnten die Abgeordneten gar nicht treffen, wenn ihnen zentrale Wirtschaftsdaten vorenthalten würden.
Trotz solch lückenhafter Datenbasis kommen die Abgeordneten zu dem Schluss, dass die drohende Schließung des Altonaer Bismarckbades „politisch motiviert“ und „ökonomisch nicht notwendig“ sei. Und sie machen eine überraschende Schuldige aus: Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig.
Erst deren Plan, 2 Millionen Euro beim Schulschwimmen einzusparen, habe Hallen-Betreiberin Bäderland in eine finanzielle Schieflage gebracht und die Schließungsdiskussion in Gang gebracht. Das gehe, so Britta Ernst, „aus den Akten eindeutig hervor“. Doch gerade die Kinder seien nun auch die Hauptbetroffenen der geplanten Trockenlegung des Bades, an dem bislang 14 Schulen sowie etliche Vorschulen und Kindergärten ihren Schwimmunterricht erteilten.
Weil auch die Lehrschwimmbecken Mendelssohnstraße zum Jahresende geschlossen werden sollen, sei Schulschwimmen in Altona nicht mehr sicherzustellen: Das Bad in der Budapester Straße sei für viele Kinder kaum zu erreichen und mit der Aufnahme des Schwimmunterrichts aus Mendelssohnstraße und Bismarckbad überfordert.
Da Letzteres mit 50,9 Prozent über dem durchschnittlichen Kostendeckungsgrad von deutschen Hallenbädern – die grundsätzlich nicht unsubventioniert betrieben werden könnten – liege, bezweifeln die SPD-Abgeordneten die Notwendigkeit der Schließung. Zudem seien die Besucherzahlen des Bades 2004 um 7,3 Prozent und die Erlöse gar um über neun Prozent gestiegen.
Die Bürgerinitiative Bismarckbad, die bereits 20.000 Unterschriften gegen die Schließung gesammelt hat, kündigte ein Bürgerbegehren an. Sollte ein Ersatzbad in Altona gebaut werden, müsse das Bismarckbad zumindest bis zur Inbetriebnahme geöffnet bleiben.Marco Carini