„Selbstverständlich subjektiv“

Der Präsident der TU München, Wolfgang Hermann, findet Auswahlgespräche gerecht

taz: Die TU München hat ein strenges Auswahlverfahren eingeführt, um sich ihre Studierenden selbst auszusuchen. Mit welcher Begründung?

Wolfgang Hermann: Der Studienerfolg ist umso besser, je besser der Student nach seiner Begabung und seinem Interesse in das Niveau des Studienangebotes passt. Zugleich haben die Gespräche einen sehr stark beratenden Charakter.

Warum kann man mit Gesprächen die Studierfähigkeit besser einschätzen als per Abi?

Nach dem bisherigen Verfahren sind viele Bewerber, die schlechtere Noten haben, durch die Ritzen gefallen. Das ist ungerecht. Wir haben durchaus auch Studierende mit einem Notendurchschnitt von 2,0 oder schlechter zugelassen.

Wie begegnen Sie der Kritik, dass die Schulnoten statistisch gesehen den Studienerfolg immer noch am besten voraussagen können?

Den zusätzlichen Aufwand betreiben wir sehr gerne, um den Bewerber mit seinem Namen anzusprechen. Die Auswahlverfahren dienen ja auch der Identifizierung der Studierenden mit der Universität. Und wir haben gute Erfahrungen mit dem Verfahren gemacht: Die Abbrecherquote liegt mittlerweile nahezu bei Null. Und selbst die Ablehnungen werden akzeptiert: Es gibt keine einzige Klage.

Lassen sich die Professoren am Ende nicht doch von den guten Noten beeindrucken?

Nein.

Sind solche Interviews nicht sehr subjektiv?

Selbstverständlich haben solche Gespräche immer eine subjektive Note, sie dienen aber auch der Beratung. Ich gebe zu, dass der Aufwand sehr groß ist. Aber wir wollen die Studierenden finden, die am besten zu uns passen.

Interview: Jan Zier