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Krebs auf Augenhöhe

Analoge Darmmodelle schocken einfach mehr

Seit elf Jahren tingelt die Felix-Burda-Stiftung mit einer Jahrhundertattraktion durch die Lande, die mit Fug und Recht zu den sieben anatomischen Weltwundern wie der Hammerzehe von Hammerfest oder der Phimose von Pharos gezählt werden muss. Die Stiftung stellt das „größte begehbare Darmmodell“ Europas aus, wie die Darmkrebs-Fighter gestern unter der offensichtlich narkoseinduzierten Überschrift „Beam mich rein, Scotty!“ mitteilten. Mit 20 Metern Länge und 2,80 Metern Höhe prunkt der künstliche Verdauungsapparat und lässt die Konkurrenz auf dem Feld begehbarer Darmmodelle damit sicher weit hinter sich. Schon in acht Ländern begeisterte das Riesengedärm die Massen – nicht einmal Island und Israel bleiben von der medizinischen Hüpfburg verschont. Nun jedoch hat die Burda-Stiftung ihr Kirmes-Organ um ein „platzsparendes VR-Pendant“ ergänzt, das mit Datenbrille und Controllern zu begehen ist. Wird das gute alte Darmspiegelkabinett damit zum Leibwind der Geschichte? Natürlich sprechen praktische, ästhetische sowie alle verfügbaren Gründe gegen begehbare Darmmodelle, aber nur wer im Halbdunkel eines Riesenrektums einer mannshohen Krebsgeschwulst begegnet ist, gilt als wirklich sensibilisiert für das heikle Thema.

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