Ruf nach Soldaten

SICHERHEIT Wahlen erfordern mehr Truppen in Afghanistan, um die Bevölkerung zu schützen

DELHI taz | Nun könnte eine massive Truppenerhöhung ausländischer Soldaten in Afghanistan noch schneller notwendig werden – und zwar zur Stichwahl in zwei Wochen. Denn eines ist klar: Wenn der zweite Urnengang unter ähnlich katastrophalen Sicherheitsbedingungen abläuft wie der erste, werden noch weniger Menschen zu den Wahlen gehen. Das Ziel, eine halbwegs legitime Regierung zu schaffen, kann nur erreicht werden, wenn auch die paschtunische Bevölkerungsmehrheit in Südafghanistan eine Chance hat, ihre Stimme abzugeben.

Bereits im ersten Wahlgang konnten die afghanischen Sicherheitskräfte nicht wie ursprünglich geplant zehn Polizisten zur Sicherung jedes Wahllokals bereitstellen. Daher ist zu vermuten, dass US-Außenministerin Hillary Clinton auch deshalb nach mehr Truppen rufen wird.

Während wichtige Teile der demokratischen Partei in den USA dieser eigentlich skeptisch gegenüberstehen, hieß es kürzlich, Präsident Barack Obama habe eine Aufstockung der Truppen bereits beschlossen und dies den britischen Verbündeten mitgeteilt. Das Weiße Haus dementierte umgehend. Doch müsste in einem solchen Fall diskutiert werden, wie man sonst die Wahlen in Afghanistan absichern will.

Bereits im Frühjahr hatte Obama zugesichert 20.000 Soldaten mehr an den Hindukusch zu schicken, was die Zahl der US-Soldaten bis Ende des Jahres auf 68.000 erhöhen wird. Mit weiteren 40.000 hätten die Nato-Alliierten dann in Afghanistan fast genauso viele Soldaten vor Ort wie seinerzeit die Sowjetarmee. Kritiker lehnen aus diesem Grund eine Truppenerhöhung ab. Einige der Nato-Verbündeten wie die Niederlande und Kanada haben bereits angekündigt, im kommenden Jahr weniger Soldaten schicken zu wollen. Da der Krieg auch in den USA zunehmend unpopulär ist, war in Washington deswegen in den vergangenen Tagen von einem möglichen „Mittelweg“ zu hören, was bedeuten würde, dass die USA ihr Kontingent nur um weitere 20.000 Mann vergrößert. So oder so: Der Krieg in Afghanistan und damit auch der politische Prozess werden zunehmend zu einer Aufgabe, bei der nur noch die USA und zu einem kleineren Teil auch die Briten einen Einfluss haben. BRITTA PETERSEN