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Archiv-Artikel

„Berliner spenden lieber für Tiere“

KIND UND TIER II Andreas Knöbel vom Verband AKIB erklärt die Bedeutung von Kinderbauernhöfen

Andreas Knöbel

■ 50, Erzieher, leitet den Kinderbauernhof ufa-Fabrik. Seit 2003 ist er im Vorstand des Landesverbands Abenteuerspielplätze und Kinderbauernhöfe in Berlin, AKIB.

taz: Herr Knöbel, wozu brauchen Kinder Bauernhöfe?

Andreas Knöbel: Tiere in der Pädagogik sind eine tolle Sache. Sie strahlen Ruhe und Vertrauen aus, die Kinder machen Erfahrungen mit Verantwortung. Sie lernen, dass auch Tiere Bedürfnisse und Schmerzempfinden haben. Solche Dinge kommen im Stadtalltag und in der Schule oft zu kurz. Ich habe oft erlebt, dass unruhige Kinder im Kontakt mit einem Großtier ruhig werden.

Und welche Kinder kommen?

Auf einem Kinderbauernhof treffen sich Kinder unterschiedlicher sozialer Schichten, Nationalitäten, Religionen und kultureller Hintergründe. Die meisten sind im Grundschulalter, manchmal kommen auch Kitagruppen.

Kommen manche regelmäßig?

Viele binden sich an einen Hof, indem sie etwa eine Patenschaft für ein Tier übernehmen. Die meisten bleiben drei bis sieben Jahre dabei und betrachten die Einrichtungen als ihre Orte. Es entsteht eine Art familiärer Zusammenhalt; oft werden die Höfe für Kinder und Familien zum sozialen Lebensmittelpunkt.

Seit wann gibt es eigentlich Kinderbauernhöfe?

Die ersten entstanden vor über 50 Jahren in Schweden und in Süddeutschland. In Berlin waren vor allem die 1980er Jahre wichtig, die Zeit der Hausbesetzungen, als auch Brachen in der Stadt besetzt und zu sozialen Räumen gemacht wurden – mit Tierhaltung. Nach dem Mauerfall ist das auch im Osten passiert.

Wie viele solcher Einrichtungen gibt es in Berlin?

Insgesamt hat unser Verband 22 Mitgliedsorganisationen, davon sind sieben Kinderbauernhöfe. Bei den übrigen handelt es sich um Abenteuerspielplätze, die die gleiche Philosophie haben, aber meistens keine Tiere.

Ist das genug?

Nein, die Menschen in der Stadt wollen mehr solche Einrichtungen! Auch deshalb wäre es sinnvoll, in jeder Region der Stadt einen Kinderbauernhof oder Abenteuerspielplatz zu haben.

Und wieso gibt es nicht mehr?

Das ist eine finanzielle Frage. Einige Einrichtungen werden fast komplett von den Bezirken finanziert, manche bekommen gar keine Zuschüsse. Je nachdem können sie zum Beispiel Personal fest anstellen oder müssen ehrenamtlich betrieben werden. Auch die Tierhaltung kostet natürlich Geld, da muss 365 Tage im Jahr jemand da sein. Wir sind alle auf Spenden angewiesen. Dabei ist unser Glück, dass viele BerlinerInnen lieber für Tiere als für Kinder spenden.

INTERVIEW: NIKOLAI SCHREITER