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Archiv-Artikel

Nato beschwört Scheitern in Afghanistan

AFGHANISTANKRIEG Nato-Generalsekretär Rasmussen fordert mehr Engagement für den Isaf-Einsatz. Verteidigungsminister beraten über neue US-Strategie. UN beginnt mit Vorbereitung der Stichwahl

BRATISLAVA/KABUL afp/ap/taz | Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat vor einem Scheitern des Einsatzes in Afghanistan gewarnt. Vor dem Treffen der Verteidigungsminister der Nato-Mitgliedstaaten in der slowakischen Hauptstadt Bratislava sagte Rasmussen gestern, die Kosten eines Scheiterns der Nato in Afghanistan würden viel höher ausfallen als die Kosten des Einsatzes der internationalen Truppen in dem Land.

„Wenn wir Afghanistan im Stich lassen, würde sich das Land erneut zu einem Trainingsgebiet für al-Qaida entwickeln“, sagte Rasmussen auf einer Konferenz von Militärexperten. „Der Druck auf die Nuklearmacht Pakistan wäre gewaltig, in ganz Zentralasien würde sich Instabilität breit machen, und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis Europa die Konsequenzen zu spüren bekommt.“ Die Verteidigung des Territoriums der Nato beginne häufig fern der eigenen Grenzen, so auch in Afghanistan. Nötig seien mehr Training und Ausrüstung für Armee und Polizei in Afghanistan, sagte Rasmussen.

Der Einsatz in Afghanistan steht am heutigen zweiten Tag des Verteidigungsministertreffens im Mittelpunkt der Beratungen. Dabei werden die Minister voraussichtlich vor allem über den Ende August vom Oberbefehlshaber der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal, vorgelegten Bericht zur Lage in dem Land beraten. Die von der Nato geführte „Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe“ (Isaf) umfasst derzeit etwa 70.000 Soldaten.

McChrystal fordert, dem Schutz der Bevölkerung Vorrang vor der Bekämpfung der Taliban einzuräumen und den Ausbau der bewaffneten afghanischen Kräfte entschlossener voranzutreiben. Dazu hatte McChrystal auch eine Truppenverstärkung gefordert, über die US-Präsident Barack Obama jedoch noch nicht entscheiden hat. Viele Nato-Staaten sind zögerlich, neue Soldaten nach Afghanistan zu entsenden. Einige planen einen Rückzug aus dem Land.

Unterdessen wurde in Afghanistan mit der Auslieferung der Stimmzettel für die Stichwahl am 7. November begonnen. UN-Flugzeuge transportierten die Wahlunterlagen aus Kabul in die Provinzhauptstädte, teilte UN-Sprecher Dan McNorton mit. Von dort sollten sie mit Hubschraubern, Lastwagen und Eseln in tausende, teils weit abgelegene Wahlbüros weiterbefördert werden.