Kosten von bis zu 120 Milliarden Euro

FOLGEKOSTEN Der Klimawandel wird in Zukunft die öffentlichen Haushalte stark belasten

BERLIN taz | Der Klimawandel könnte im Jahr 2100 für die öffentliche Hand Zusatzkosten und Mindereinnahmen von 27 bis 120 Milliarden Euro bedeuten. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesfinanzministerium. Dies entspräche Belastungen in Höhe von 0,6 bis 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Im Auftrag des Ministeriums hatten sich die privaten Forschungsinstitute „Ecologic Institute“ und Infras mit der Frage befasst, wie stark die ökonomischen Folgen des Klimawandels in Deutschland die öffentlichen Haushalte schröpfen werden. So würden am Ende des Jahrhunderts Stürme und Fluten 2 Milliarden Euro Schäden jährlich ausmachen. 100 Millionen Euro Mehraufwendungen seien jährlich für Küstenschutz notwendig, die Gesundheitssysteme mit 490 Millionen Euro Zusatzkosten belastet. 2050 summieren sich so 8 bis 11 Milliarden Euro, 2100 schließlich 27 bis 120 Milliarden – je nachdem, welches Klimaschutz-Szenarion zu Grunde gelegt wird. Zum Vergleich: Die Flut an Elbe und Mulde kostete 2002 nach einem Extremwetterereignis insgesamt 18 Milliarden Euro.

Die Wissenschaftler legten die Klimaszenarien des Weltklimarates IPCC zu Grunde – und die daraus abgeleiteten Klimamodellierungen für Deutschland. Sie kommen zu dem Schluss, dass der Klimawandel Wirtschaftswachstum kosten wird. So müsste vermehrt Kapital für den Wiederaufbau öffentlicher Infrastruktur eingesetzt werden, Mittel, die ohne Klimawandel für Investitionen frei zur Verfügung stünden. Das bedeutet, der Klimawandel bindet einen Teil des Investitionskapitals für „unproduktive“ Reparaturmaßnahmen und kann nicht produktiv investiert werden – etwa in Bildung und Forschung.

In seinem Monatsbericht kommt das Bundesfinanzministerium zu der Einschätzung, dass der Klimawandel für die öffentlichen Finanzen ein ähnlich großes Risiko darstellt wie die Belastung durch den demografischen Wandel. Allerdings werden dessen Folgen 2050 schon sichtbar sein. RENI