Die Rentner sind sicher

Senioren werden seltener Opfer von Straftaten als junge Menschen. Trotzdem ist ihre Angst größer. Die Polizei erreicht mit Veranstaltungen nur Aktive. Der Landespräventionspreis soll helfen

AUS DÜSSELDORFMAREN MEIßNER

Ältere Menschen in Nordrhein-Westfalen werden selten zu Opfern: In der Kriminalitätsstatistik des Landeskriminalamts von 2004 sind sie als Opfer von Straftaten deutlich unterrepräsentiert. Obschon 25 Prozent der Menschen in NRW über 60 sind, stellen sie nur fünf Prozent der Opfer von Straftaten. Lediglich bei den Tatbeständen Handtaschenraub und Trickdiebstahl sind die Zahlen etwas höher.

Trotzdem haben viele SeniorInnen überdurchschnittlich viel Angst, wie Robert Stranz, Kriminalhauptkommissar und stellvertretender Leiter der Dienststelle Kriminalprävention der Polizei Köln bestätigt. „Das subjektive Sicherheitsgefühl bei Senioren ist schneller angeschlagen als bei jungen Menschen“, sagt er. Zum einen unterscheide sich die Wahrnehmung älterer Menschen von der jüngerer oft gewaltig: „Manchmal werden Jugendliche schon als bedrohlich empfunden, wenn sie ein bisschen ausgeflippt aussehen.“ Durch die unterschiedliche Wahrnehmung komme es bei älteren Menschen zu einer subjektiv empfundenen Bedrohung, die für jüngere gar nicht existiere. Zum anderen sieht er die Medien als Verursacher für die Angst der Senioren. Besonders, wer nicht aktiv am sozialen Leben teilnehme, sondern ein eher isoliertes, zurückgezogenes Leben führe, könne die in den Medien dargestellten Gewalttaten nicht mehr mit der Realität abgleichen. Die Überbetonung von Gewaltverbrechen sei ein großes Problem. „Die Leute bauen dann schnell große Ängste auf, die mit dem realen Leben meist wenig zu tun haben“, sagt Stranz.

Das Landeskriminalamt will hier gemeinsam mit der Opferschutzorganisation Weißer Ring Abhilfe schaffen. Mit dem Landespräventionspreis 2005 (siehe Kasten) sollen Ideen ausgezeichnet werden, die zum Abbau der Kriminalitätsfurcht Älterer beitragen. „Den alten Menschen die Ängste zu nehmen, ist Absicht des Weißen Rings und der Polizei“, sagt Eva-Maria Eschbach, Landesbüroleiterin des Weißen Rings NRW/Rheinland. Ob man diesem Ziel mit den bisherigen Maßnahmen und dem Preis näher komme, werde sich zeigen. Zumindest soll so die Möglichkeit geschaffen werden, Verwandte, Freunde, Bekannte und Nachbarn der SeniorInnen in deren Kriminalitätsprävention einzubinden. Auf diese Weise erreiche man vielleicht auch diejenigen, die nicht in Vereinen und Verbänden organisiert seien, hofft Kriminaloberkommissar Stranz. „Es geht ja um ganz einfache Dinge“, sagt er, „zum Beispiel darum, den Leuten zu sagen, dass sie nicht alleine zur Bank gehen sollen, sondern sich von Kindern oder Nachbarn begleiten lassen“.