Der verhinderte Jubilar

Am Ende hat sich Marius Ebbers bei den mitgereisten Fans zumindest entschuldigt, sich öffentlich geschämt, für eine Vorstellung die „nur noch peinlich“ gewesen sei und einen „Tiefpunkt“ markiere, seit er im Sommer 2008 zum FC St. Pauli gewechselt sei. Ein Tiefpunkt, der sich auch in der aktuellen Tabelle ablesen lässt: Zwei Tage nach der Entlassung von Trainer André Schubert stürzte der Hamburger Zweitligist am Freitag mit einem 0:3 beim Aufsteiger Regensburg erstmals seit Jahren in den Tabellenkeller der zweiten Liga und muss sich nun ernsthaft Sorgen um den Klassenerhalt machen.

Hätte Ebbers nicht nur klare Worte nach Spielschluss gefunden, sondern zuvor auch klare Aktionen auf dem Platz gezeigt – die Niederlage wäre vielleicht nicht ganz so saftig ausgefallen. Doch der 34-jährige Führungsspieler, der sogar die Kapitänsbinde trug, ging an diesem Abend ohne erkennbare Gegenwehr mit seinem völlig verunsichert wirkenden Team unter.

Keine Torchance, nicht mal ein Schüsschen aufs Tor gelang dem großen Blonden aus dem Westen, sodass er völlig zu Recht nach einer guten Stunde ausgewechselt wurde. Wie seine Mitspieler bewegte sich Ebbers lethargisch über den Platz, kam meist einen Schritt zu spät und deshalb selten an den Ball und traf – wenn er mal dran war – fast immer die falsche Entscheidung. Nichts war davon zu spüren, dass hier jemand die „Ärmel aufkrempeln“ wollte.

Die Leistung von Ebbers, der schon seit Wochen vergebens seinem hundertsten Zweitligator hinterherstolpert, ist symptomatisch für das, was der letztjährige Fast-Bundesligaaufsteiger derzeit auf den Platz bringt. In allen Mannschaftsteilen hakt es und der Virus der Mutlosigkeit hat längst auch so erfahrene Spieler wie Marius Ebbers erfasst.

Ob der verhinderte Jubilar unter einem neuen Trainer noch mal zu alter Leistung findet, bleibt abzuwarten. So oder so neigt sich Ebbers Karriere dem Ende zu. Im nächsten Jahr wird der FC St. Pauli vermutlich ohne den „Fußballrentner“ auskommen müssen, dessen Vertrag im nächsten Sommer ausläuft.

Doch auch in puncto Nachfolger-Suche läuft momentan vieles schief beim Klub vom Hamburger Kiez. Wunschkandidat Marco Kurz sagte bereits ab, als Alternativen sind nun zwei Michaels im Gespräch: Oenning und Frontzeck, die zuletzt beim HSV und in Gladbach entlassen wurden.

Der modebewusste Ebbers hat bereits für die Zeit nach seiner Karriere vorgesorgt und einen Laden für Streetwear im Hamburger Schanzenviertel eröffnet. Hier kann er üben, was ihm im Spiel lange nicht mehr gelang: gut auszusehen.  MARCO CARINI