: Eine Halbzeit verpennt
Der VfL Bochum spielt bei LR Ahlen 2:2 und sucht vergebens nach Erklärungen für die ersten 45 Minuten
AHLEN taz ■ „Ich habe heute gemerkt, dass ich emotional noch nicht so weit bin, mir Spiele des VfL Bochum anzusehen“, sagte Peter Neururer nach dem Zweitligaspiel LR Ahlen gegen den VfL Bochum. Bochums Ex-Trainer Peter Neururer war vom Pay-TV-Sender Premiere als Experte eingeladen und durfte das Spiel seiner beiden Ex-Clubs beobachten und kommentieren – die Ahlener überging er dabei locker. Ob Neururers emotionaler Zustand an der Spielweise des VfL lag oder an anderen Dingen, die seit dem Abstieg und der damit verbundenen Trennung beider Parteien nach dem Ende der vergangenen Saison noch nicht verarbeitet sind, blieb unklar. Die Fans des VfL Bochum können den Satz ihres Ex-Trainers wohl ausnahmsweise locker unterschreiben.
2:2 spielte der VfL Bochum bei den bis dato punktlosen Ahlenern. Dabei ging es in den beiden Strafräumen hoch her. Sehr zur Freude von Ahlen-Coach Frantisek Straka: „Wir hätten dieses Spiel gewinnen können, aber auch der Gegner hatte seine Chancen. Für die Zuschauer war es sicherlich ein tolles Spiel, in dem noch mehr Tore hätten fallen können.“ Bochums Trainer Marcel Koller, eigentlich ein Verfechter des Offensivfußballs, war ob des objektiv attraktiven Auftritts seines Teams nur bedingt glücklich: „Meine Mannschaft brauchte auch heute wieder eine Halbzeit, bis sie richtig ins Spiel gefunden hat. In der Pause bin ich dann sehr laut geworden.“ In der zweiten Halbzeit zeigte das Team um den starken Spielmacher Zvjezdan Misimovic zumindest offensiv eine ansprechende Leistung. Mehr als die Egalisierung des Rückstandes kam aber nicht zustande.
Nach sechs Minuten lag der VfL durch einen Treffer von Daniel Thioune mit 1:0 zurück, konnte aber zwei Minuten danach ausgleichen. Weitere zwei Minuten später stellten die Bochumer das Spiel ein und nötigten die Gastgeber quasi zur Führung. Thioune traf zum 2:1 – eine höheres Ergebnis wäre möglich gewesen, fiel aber unter anderem dem Pfosten zum Opfer.
Vor allem in der Defensive wurde der Aufstiegskandidat dabei seinen Ambitionen nicht gerecht. Doch dort scheint Besserung in Sicht. Davis Pallas kommt vom Schweizer Champions-League-Teilnehmer FC Thun und soll auf der rechten Viererketten-Position den verletzten Sören Colding ersetzen. Die Experimente mit den Mittelfeldakteuren China und Daniel Imhof konnten nicht überzeugen. „Es war nicht einfach für mich, auf dieser Position zu spielen“, sagte Imhof nach dem Ahlen-Spiel. In zwei Wochen, gegen die noch punktlosen Mitabsteiger aus Rostock, darf er vermutlich wieder im defensiven Mittelfeld ran. „Wir haben nun 14 Tage Pause und viel Arbeit vor uns, damit wir beim nächsten Spiel umsetzen, was wir uns vornehmen“, sagte Marcel Koller.
In dieser Zeit dürfte auch an der Offensivleistung gefeilt werden. Der Brasilianer Edu – zum 2:2 erzielte er seinen vierten Saisontreffer – ist gesetzt. Nur die jeweiligen Sturmpartner schwächeln. Der Däne Tommy Bechmann ließ in den ersten beiden Spielen jegliche Torgefahr vermissen und auch Momo Diabang konnte seine Chancen nicht nutzen – im doppelten Sinne. In Ahlen vergab er zweimal völlig freistehend. Das Zittern der Füße war bis auf die Tribünen zu sehen. Die Hoffnung richtet sich nun auf den Rumänen Ionel Gane, der endlich schmerzfrei trainiert, auf Filip Trojan und vor allem Joris van Hout. Der Ex-Gladbacher dürfte allerdings frühestens in drei Wochen wieder zum Kader gehören.
Fünf Punkte aus drei Spielen sorgen auch bei den Fans für leichte Nervosität. Mehr als 3.000 waren in Ahlen: Mitte der zweiten Halbzeit skandierten sie „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Nur mit spielerischen Mitteln wird der Aufstieg nicht funktionieren. Ahlen hat dies gezeigt. HOLGER PAULER