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Zum Wiederkäuen

Viel hatte frau sich von „myself“ versprochen. Doch stattdessen begeht das neue Frauenmagazin gleich mehrere der sieben Todsünden

VON SILKE BURMESTER

Frauen kreischen, wenn sie Spinnen sehen, trinken nur goldfarbenes Bier – und einparken können sie nur bei Vollmond. Oder so ähnlich. Außerdem haben sie einen Schuhtick, irgendwas ist da von wegen Bauchgefühl, Schokolade und Ben Affleck. Ja, und Tierbabys und Katzenkrimis. Der Markt für Frauenzeitschriften ist in Deutschland gut gefüllt. Aber, wie sagen Verleger immer: Für eine Gute ist noch Platz.

Als Sabine Hofmann vor einem dreiviertel Jahr ihren Chefredakteursposten bei der Für Sie verließ, um bei Condé-Nast etwas Neues zu entwickeln, war das Gejammere in Hamburg groß. Sie hatte die Für Sie auf Kurs gebracht und war in der Redaktion äußerst beliebt. Noch dazu sind ihr einige Redakteurinnen nach München gefolgt, was beim Jahreszeitenverlag und Gruner + Jahr ein Stühlerücken zur Folge hatte, dessen dumpfe Schrammgeräusche noch nachhallen. Ein anspruchsvolles, ein das obere Segment der Werbekunden bedienendes Frauenmagazin wurde in Aussicht gestellt. Weil eben Hofmann es macht, klang das realistisch. Und jetzt liegt es da, heißt MySelf und kostet 2,50 Euro.

Das Gute zuerst

Zuerst das Gute: hübsch, frisch, leicht der Titel. Löblich die Absicht, durch Farben die einzelnen Ressorts zur Leserführung deutlich unterscheidbar zu machen. Auch schön, ein Thema, nämlich „Mütter und Töchter“, über elf Seiten laufen zu lassen.

Aber dann: Wie von der Angst geleitet, irgendeine potenzielle Leserin nicht zu erreichen, hat Sabine Hofmann jedes Thema ins Heft genommen, das die letzten 36 Monate Frauenzeitschriften dominierte: Stiefel, Handtaschen, Ayurveda, poppige Möbel, Bauchgefühl, Urlaubsbräune.

Größere Geschichten sind immer gleich Promi-Geschichten, und die Ich-Themen, für die „echte“ Frauen porträtiert wurden, hätten genau so in der Für Sie stehen können. Oder in der Petra. Oder in der Brigitte. Einzig die Story über die Witwe des von der al-Qaida ermordeten Journalisten Daniel Pearl ist ein Stück, das noch nicht rauf und runter gelaufen ist. Als wäre die moderne Frau – myself zielt auf die 25- bis 49-Jährigen – durch diese Missbilligung nicht gestraft genug, kommt das Heft daher, wie die Brigitte von 1950. Durch einen Nähkurs etwa, wo wir Karrierezicken lernen können, den „einfachsten Kissenbezug der Welt“ zu fertigen; durch „Schnell chic: Gleich kommen meine Gäste“; durch „Diese Frauen haben einen Wunsch: Endlich eine neue Frisur!“ Dazu eine Reihe zum Thema „Schicksal“. Und dann ist noch zu erfahren, warum die Diät nicht klappt und sich „Das kleine Apfel-ABC“ einverleiben: „Die 12 wichtigsten Sorten“.

Wenn die Kost ranzig ist

Als wäre Frauenzeitschriften Wiederkäuer, werden die Themen gezwungen, den Verdauungstrakt ständig neu zu durchlaufen. Und das, was wieder hochkommt, wird serviert. Sicher, Frauen kreischen, wenn sie eine Spinne sehen. Manchmal aber müssen sie auch rülpsen, wenn die Kost zu ranzig ist.

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