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Archiv-Artikel

Rette sich, wer kann

TECHNIK Die Firma Weber, Marktführer für Rettungsgerät, veranstaltet seine ersten Bremer Rescue-Days. Die Feuerwehr ist bereits Komplettkunde

Von HB
Retten & Werben

■ Die Rescue-Days, die Freitag und Samstag auf dem Messegelände stattfinden, sind dem Fachpublikum vorbehalten. Neuer Schwerpunkt: Landmaschinen-Unfälle.

■ Die parallel stattfindende „Akut“ ist hingegen allgemein und gratis zugänglich. Unter anderem wird die neue „Bremer Liste“ mit den fünf wichtigsten Gegengiften vorgestellt.  HB

Zum ersten Mal finden in Bremen so genannte Rescue-Days statt. Von Freitag bis Sonntag erproben Feuerwehrleute schweres Gerät aller Art, parallel gibt es eine Fachmesse über Akutmedizin. Messe-Ausrichter und Finanzier ist die Firma Weber aus Baden-Württemberg.

Die Ortswahl ist sicher nicht unabhängig von dem Umstand, dass die Bremer Berufsfeuerwehr ihre hydraulischen Scheren, Spreizer und ähnliche schwere Geräte komplett von Weber bezieht. Einzige Ausnahme ist ein hydraulisches Stützgerät für einsturzgefährdete Gebäude. Feuerwehr-Chef Karl-Heinz Knorr begründet diesen Komplett-Bezug mit Kompatibilitätsfragen: Kupplungssysteme, aber auch Wartung, Schulung und Handhabung seien bei Einführung eines einheitlichen Systems am besten gewährleistet.

Solche Entscheidungen, die einen Ausstieg schwierig machen, sind nicht unüblich. Hamburg etwa hat – mit einem anderen Hersteller – ebenfalls eine 100-Prozent-Bindung. Die Bremerhavener Feuerwehr hingegen zeigt, dass es auch anders geht: Sie bezieht ihr schweres Gerät von unterschiedlichen Firmen.

Weber, nach eigenen Angaben mit 70 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche deutscher Marktführer, steckt den größten Teil seines Werbeetats nicht in Anzeigen, sondern in Schulungs-Messen. In Bremen stellt die Firma 190 PKW, einen Bus und 12 LKW-Kabinen zum Zerschneiden und Zerlegen zur Verfügung. Moderne PKW stellen die Feuerwehr vor große Probleme, sagt Knorr. Mittlerweile gäbe es dort Stromleitungen mit bis zu 800 Volt, neue Antriebstypen schaffen andere Explosionsrisiken. Aber auch die in den Fahrzeugen verbaute Sicherheitstechnik selbst erschwere das Retten enorm: Herkömmliche hydraulische Scheren hätten bei den heute im Karossenbau üblichen Versteifungsprofilen keine Chance.

„Die weiße Fraktion“ sagt Reiner Stuber, Verkaufsleiter bei Weber und Erfinder der Rescue-Days, habe sich bei seinen bisherigen Messen zurückgehalten. Nun aber sind die Mediziner in Gestalt der „Akut“ mit im Weber-Boot: Sie diskutieren über MANV-Lagen („Massenanfall von Verletzten“) und neue Gefahren durch die Energiewende. Im Vergleich etwa zu Hamburg sind die Bremer Vorkehrungen für einen Strahlenunfall gering, nun geht es ohnehin eher um Stürze von Offshore-Anlagen und dergleichen. Ein Einsatzleiter-Symposium, das das letztjährige Sandsturm-Chaos auf der A 19 aufarbeiteten soll, gehört ebenfalls zum Weber-Rundum-Programm.  HB