: Der Ausgediente
Das Dahinschwinden der Landärzte in Norddeutschland hat nun auch den kleinen Ort Deekelsen erreicht. Im nächsten Jahr wird Landarzt Jan Bergmann nicht mehr auf seinem Pferd an der schleswig-holsteinischen Schlei entlang galoppieren, keine Joggingrunde mehr um sein weiß getünchtes Reetdachhaus drehen und zwischendurch im weißen Kittel die Probleme seiner Patienten lösen. Nach 297 Folgen in knapp 25 Jahren wird „Der Landarzt“ vom ZDF abgesetzt – Bergmann alias Wayne Carpendale hat ausgedient.
Bergmann ist nach Karsten Mattiesen (Christian Quadflieg) und Ulrich Teschner (Walter Plathe) der dritte Landarzt, der seit der ersten ausgestrahlten Folge im Februar 1987 in Deekelsen alias Kappeln praktiziert. Und 2011 wollten jeden Freitag immerhin noch mehr als vier Millionen Zuschauer sehen, wie der aus einer gut situierten Hamburger Familie abstammende Arzt alles zum Guten führt, wie er mit seinem fiesen Vater Heinrich streitet und mit seiner netten Frau Maren und zwei Kindern glücklich vor sich hin lebt. Landidylle pur eben – mit Bergmann als Geld-allein-macht-doch-nicht-glücklich-Klischee mittendrin.
Denn bevor er 2009 die Praxis übernahm und sich damit verschuldete, lebte er mit seiner ehrgeizigen Kollegin Constanze in Hamburg in der gemeinsamen Wohnung, arbeitete als Assistenzarzt in der renommierten Klinik seines Vaters, kannte keine Geldsorgen – allein mit der Liebe klappte es überhaupt nicht. Erst als er das Stadtleben und seine Karrierepläne drangibt und aufs Land geht, wird alles fein. Und nun das überraschende Aus, Bergmann und die Rapsfelder müssen erst mal einer neuen Krimiserie weichen.
„Wir müssen das verhindern“, sagte Kappelns parteiloser Bürgermeister Heiko Traulsen und hat im Namen der 10.000 Kappelner einen Brief an Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) geschrieben. Er hofft, dass Albig diesen Schlag für die Region erkennt und sich für Dr. Jan Bergmann einsetzen wird. ILKA KREUTZTRÄGER