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Spüli aus der Wirbelkette

SAUBER Wasser als Quell alles Lebendigen achten: Die Geschichte von einem Waschmittel, das nicht nur ökologisch ist, sondern auch noch rhythmisch geschüttelt wird

Statt Enzymen, die Allergien auslösen können, gibt es ätherische Öle

VON ANSGAR WARNER

Am Anfang war der Schaum. Lange bevor die ersten Ökos über Treibhauseffekt, Waldsterben oder Elektrosmog debattierten, erlebte Deutschland für alle sichtbar in eine Umweltkrise. Schuld war der Boom synthetischer Waschmittel. Was in die Trommel kam, mäanderte über die Kanalisation direkt in die Umwelt. Meterhohe Schaumberge türmen sich auf den Flüssen. Die bösen Blubberblasen waren für Fische und andere im Wasser lebende Organismen tödlich.

Was also tun? Während der waschmittelindustrielle Komplex an immer neuen Formeln bastelte, setzten Städte und Gemeinden auf immer teurere Kläranlagen. Der Naturwissenschaftler Johannes Schnorr war da ganz anderer Meinung. Am Institut für Strömungswissenschaften in Herrischried analysierte er die Gewässerqualität ganzheitlich mit der sogenannten Tropfbildmethode – und stieß immer wieder auf die Spuren von Tensiden, waschaktiven Substanzen, mit denen die Selbstreinigungskräfte der Natur überfordert waren. Als Reaktion darauf entwarf Schnorr das Konzept eines umweltverträglichen Waschmittels: es sollte schnell und zu hundert Prozent biologisch abbaubar sein und nur so viele Rohstoffe nutzen wie nötig. Auf dieser Grundlage entstand 1977 unter dem Namen Sonett sozusagen die Mutter aller Waschmittel nach dem Baukastenprinzip – aufgeteilt in Waschmittel, Bleichmittel und Wasserenthärter.

Genau zur richtigen Zeit, so Gerhard Heid: „Die Kunden der neu entstehenden Naturkostläden fragten sich bei der Suche nach alternativen Lebensformen: Womit sollen wir eigentlich waschen?“ Der Kaufmann übernahm Anfang der 1990er Jahre zusammen mit der Lebensmittelchemikerin Beate Oberdorfer die Marke Sonett. „Ein Problem war damals, dass es nur Waschpulver gab, aber keine Flüssigwaschmittel, die aber zunehmend nachgefragt wurden“, so Heid. Nicht nur in diesem Punkt konnten die beiden Quereinsteiger neue Impulse geben: Aus dem „Ein Mann/eine Frau“-Betrieb in Deggenhausen am Bodensee entwickelte sich seit dem ein Unternehmen mit vierzig MitarbeiterInnen, das nachhaltige Reinigungsmittel bis nach Japan exportiert.

Konsequent ökologisch ist Sonett dabei geblieben: „Normale Waschmittel enthalten gentechnisch hergestellte Enzyme und künstliche Duftstoffe, außerdem werden die synthetischen Inhaltsstoffe aus Erdöl hergestellt“, so Heid. Die Deggenhauser verzichten dagegen ganz auf Enzyme, die Allergien auslösen können, setzen auf ätherische Öle und stellen die waschaktiven Substanzen auf Grundlage von pflanzlichen Ölen, Stärke, Zucker und Fett her. Das garantiert eine schnelle, hundertprozentige Abbaubarkeit. Produziert wird mit Ökostrom aus einem nahe gelegenen Wasserkraftwerk, Wärme liefert eine mit der nahe gelegenen Camphill-Community Lehenhof gemeinsam betriebene Hackschnitzelheizung. Zum ganzheitlichen Ansatz von Sonett gehört aber mehr: „Wir nehmen Rücksicht auf den Bewegungswillen des Wassers, auf seine Eigenschaft als Träger alles Lebendigen“, so Heid.

Doch was heißt das in der Praxis? „Das Wasser für die Flüssigwaschmittel wird in zwölf eiförmigen Glasformen verwirbelt, ähnlich wie natürliches Quellwasser.“ Ein Teil dieser Energetisierung, so hofft man bei Sonett, ist dann auch noch im fertigen Produkt vorhanden. Ein weiteres Verfahren zur Wasseraufbereitung erinnert an Methoden aus der bio-dynamischen Landwirtschaft: In einem oloidförmigen Gefäß wird das H2O durch eine Art Taumelbewegung rhythmisiert und landet als Zusatz auch im Waschpulver. Über die Tropfbildmethode lässt sich immerhin ein konkretes Ergebnis vorweisen: „Auf Vergleichsbildern bekommen Sie mit Megaperls nur formlose Klumpen zu sehen, während das verwirbelte Wasser schneekristallartige Muster bildet“, berichtet Heid.

Ökonomisch geht es weniger esoterisch zu – trotzdem ziehen Waschmittel, Spüli und Handseife aus der Wirbelkette immer weitere Kreise: „Der Umsatzanteil von Reinigungsmitteln liegt im konventionellen Einzelhandel bei drei Prozent, im Biohandel bisher aber erst bei einem Prozent“, weiß Heid. Weiteres Potenzial ist also vorhanden.

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