Kahlschlag für das Klopapier
Finnland holzt für den deutschen Papiermarkt die letzten Urwälder in Lappland ab
STOCKHOLM taz ■ Seit wenigen Tagen fällen finnische Forstbeamte in einem 90.000 Hektar großen Waldgebiet östlich von Inari wieder die Bäume. Die Kahlschlagaktion ist umstritten. Sie war schon im Frühjahr gestartet, dann aber wieder gestoppt worden. Einheimische Rentierzüchter, die Sami, hatten gegen das Abholzen protestiert. Denn mit den Bäumen verschwinden die Flechten, die eine wichtige Nahrung der Rentiere sind.
„Jetzt werden die letzten Reste unserer Lebensgrundlagen zerstört“, klagt der Sprecher der Rentierzüchter, Kalevi Paadar. Auch Umweltschützer sind verärgert: „Weder die staatliche Forstbehörde noch die Holz- und Papierindustrie sind zu einem Dialog bereit“, sagt Sini Harkki, Forstexpertin des finnischen Naturschutzbundes. Sie fordern, dass die in Lappland noch verblieben Waldgebiete dauerhaft unter Schutz gestellt werden.
In Finnland gebe es genügend geschützte Waldgebiete, meinte indes der finnische Forstminister Juha Korkeaoja. Die finnische Regierung will den Eindruck vermeiden, sie würde sich Umweltschützern beugen. Also wies sie die Forstbehörden an, mit dem Holzeinschlag fortzufahren. Die Firma Stora Enso will das geschlagene Holz kaufen.
Dabei hatte das Unternehmen im Frühjahr noch selbst darauf gedrängt, das Abholzen einzustellen. Es hatte offenbar Angst vor internationalen Protesten – und einem schlechten Ruf. Stora Enso hat bereits leidvolle Erfahrungen mit Kaufboykotten gemacht. Die größten Kunden sind deutsche Verlage. Mittlerweile scheut sich der Branchenriese aber nicht mehr, aus den Urwäldern Zeitungs- und Klopapier für den deutschen Markt zu produzieren. REINHARD WOLFF