Zerlegt und versetzt

Göttingen erhält neue alte Synagoge: Sie wird im Örtchen Bodenfelde ab- und in der Uni-Stadt wieder aufgebaut

Nach mehr als sieben Jahren Vorbereitung soll nun die 180 Jahre alte Synagoge von Bodenfelde an der Weser nach Göttingen versetzt werden. Dem Plan stehe nun nichts mehr im Weg, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Göttingen, Harald Jüttner, am Montag. Das Fachwerkgebäude werde in seine Einzelteile zerlegt, rund 40 Kilometer weit nach Göttingen gebracht und neben dem Jüdischen Gemeindezentrum wieder aufgebaut. Die Arbeiten sollen im Herbst 2006 abgeschlossen sein. „Dann können wir den ersten Gottesdienst in der Synagoge feiern“, sagte Jüttner. Dabei wird die acht mal acht Meter große Synagoge 60 bis 80 Menschen Platz bieten.

Das Vorhaben sei jetzt möglich, weil das Gebäude aus dem Denkmalschutz entlassen wurde, sagte der Gemeindevorsitzende. Erst in den 90er-Jahren wurde entdeckt, dass es sich bei dem seit 1937 als Scheune genutzten Gebäude um ein kunstvoll ausgemaltes jüdisches Gotteshaus handelt. An der sechs Meter hohen Decke verbirgt sich unter bis zu vier Farbschichten ein blauer Sternenhimmel, an anderer Stelle treten unter blätterndem Putz bunte Blumen, Ranken und fromme Worte hervor. Nach dem Wiederaufbau ist eine neue Innenraumgestaltung vorgesehen.

Ohne die Unterstützung des Fördervereins Jüdisches Zentrum, dem auch die großen christlichen Kirchen in Göttingen angehören, wäre die Finanzierung des Vorhabens unmöglich, sagte Jüttner. Die Gesamtkosten liegen bei rund 500.000 Euro.

Die alte Göttinger Synagoge war 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden. Die damals ausgelöschte Jüdische Gemeinde wurde vor gut elf Jahren neu gegründet. Ihr gehören inzwischen rund 200 Mitglieder an. dpa/taz