DER PROTESTIERENDE STUDENT? : Untergehen
Es ist 12.30 Uhr am Dienstag, als ein junger Mann, grüner Parka, Strickmütze, ein Einmannzelt auf dem Gehsteig vor der Humboldt-Universität aufbaut. Neben dem Zelt stellt er einen Karton mit Büchern auf, dahinter ein Schild mit der Aufschrift „Mein Haus, meine Uni, mein erstes Semester“. Er setzt sich davor und schlägt ein Buch auf.
Frauen in schicken Mänteln laufen an ihm vorbei, Männer mit Aktenkoffern, Touristen. Ein Passant holt sein Handy heraus, knips, schon wird er wieder vom Menschenstrom mitgerissen. Der einzige Fotograf, der sich ernsthaft interessiert, ist Mitglied des Bundesverbandes Liberaler Hochschulgruppen (LHG). Denn der hat die Protestaktion organisiert – um auf die Wohnungsnot von Studenten in deutschen Unistädten aufmerksam machen.
„Es ist unzumutbar, wenn Studienanfänger in den ersten Wochen auf Sofas von Bekannten oder in Notunterkünften schlafen müssen“, so Josephine Dietzsch, Vorsitzende des LHG. Doch weder das Studentenwerk noch der Studierendenausschuss wussten von der Protestaktion. Und in fünf Minuten ist das bisschen Aufmerksamkeit auch vorbei: Polizisten beenden die Aktion. JA Foto: Archiv