Kollektiv-Konstruktionen

VORLESUNGSREIHE Die Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich in fünf Vorträgen mit der Konstruktion kollektiver Identitäten

Wie kollektive Identitäten mit Hilfe unterschiedlicher Verfahren und Diskurse in der Geschichtsschreibung, der Literatur oder den Medien im regionalen, nationalen und transnationalen Rahmen hergestellt werden, untersucht die Vorlesungsreihe „Konstruktion von Identitäten“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg ab heute in fünf Vorträgen.

Zum Auftakt spricht die Kieler Islamwissenschaftlerin Anja Pistor-Hatam über Identität und Geschichtsschreibung im modernen Iran. Am Beispiel der Darstellung des „Mongolensturms“ zu Beginn des 13. Jahrhunderts will Pistor-Hatam zeigen, wie iranische Autor_innen den Eroberungen und der Herrschaft der Mongolen Sinn verleihen und sie in die iranische Nationalgeschichte integrieren. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Umkehrung der historischen Ereignisse: der Sieg des Iranertums über die nicht-islamischen mongolischen „Barbaren“.

Die Konstruktion einer europäischen Identität ist Mitte November Thema der Hamburger Historikerin Gabriele Clemens. Am Beispiel der im Auftrag des Europarates, der Westeuropäischen Union und der Europäischen Gemeinschaft produzierten Europawerbefilme der 1950er zeigt Clemens, mit welchen Themen, Motiven und Bildern Bürger zu „Europäern“ erzogen werden sollten. Am Beispiel der Analyse der „Britishness“ als kollektive Selbsttäuschung im britischen Roman der Gegenwart zeigt im Dezember die Kieler Literaturwissenschaftlerin Anna-Margaretha Horatschek allgemeine Strategien kollektiver und individueller Identitätskonstruktionen auf.

Im Januar beschäftigt sich die Kieler Volkskundlerin Silke Göttsch-Elten mit der Grenzregion Schleswig um 1900, an der sich wie in einem Labor die Markierung kultureller Differenz als nationale Eigenart untersuchen lasse. Zum Abschluss Ende Januar spricht die Greifswalder Literaturwissenschaftlerin Ulrike Jekutsch über Entwürfe europäischer, regionaler und nationaler Identität in der zeitgenössischen polnischen Literatur.

Um Anmeldung wird unter www.awhamburg.de/veranstaltungen gebeten. MATT

■ Do, 18. 10., 19 Uhr, Baseler Hof Säle, Esplanade 15;