: Zuviel der Ruhe
GERETTET Die Fußballer von Werder Bremen können sich über ein Remis in Nürnberg glücklich schätzen
Aaron Hunt
Werder Bremen ist bekanntlich eine Mannschaft, die auch noch den Gang in die Kabine spielerisch zu lösen versucht. Doch in den letzten Minuten in der Partie gegen den 1. FC Nürnberg schlugen die Werder-Spieler nur noch blindwütig die Bälle nach vorne – immer in der verzweifelten Hoffnung, dass irgendein Nürnberger noch patzen möge. Und dann kam die 92. Minute, in der Juri Judt den Bremern diesen Gefallen tat: Sein Befreiungsschlag landete im eigenen Strafraum vor dem Fuß von Aaron Hunt.
Hunt hatte in der 71. Minute bereits den Anschlusstreffer zum 1 : 2 erzielt, ließ den Ball abtropfen und nagelte ihn humorlos unter die Latte: Der Ausgleich bedeutet auch den Bestand einer bemerkenswerten Serie. Werder ist nun seit 17 Pflichtspielen ungeschlagen. Bitter allerdings: Werder-Kapitän Torsten Frings hat sich in Nürnberg einen Muskelfaserriss zugezogen und fällt für mehrere Wochen aus.
Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer beschimpfte Judt nach dem Gegentreffer quälend lang und die meisten der 40.000 Club-Anhänger im Stadion hätten wohl ähnlich gehandelt. Schließlich hatte Nürnberg richtig gut gespielt und den verdatterten Werderanern ein Kampfspiel aufgezwungen, in dem sie sich nicht heimisch fühlten.
Von der „Ruhe am Ball“, die Nürnbergs Trainer Michael Oenning zuvor beim Gegner gelobt hatte, war bei Werder ein Übermaß zu sehen gewesen. „Das war die schlechteste erste Halbzeit, die wir in dieser Saison gezeigt haben“, ärgerte sich Doppeltorschütze Hunt, „es sah so aus, als ob wir überheblich ins Spiel gegangen sind.“ Und Thomas Schaaf ergänzte: „Nürnberg hätte höher führen können.“
In der Tat hätten sich die Bremer, die in der zweiten Hälfte besser auftraten, nicht beschweren könne, wenn sie da bereits drei oder vier Gegentore kassiert hätten. Doch Nürnberg beließ es bei den beiden Treffern von Christian Eigler (3.) und Albert Bunjaku (33.), einen weiteren Treffer des Schweizers hatte Schiedsrichter Winkmann nicht anerkannt – er hatte ein Handspiel gesehen. „Wir müssen nun mit diesem Punkt zufrieden sein“, sagte Schaaf. Und keiner wollte widersprechen.
Schon gar nicht Kollege Michael Oenning, ein großer Verehrer des Bremer Fußballs. Der hatte Werder insgeheim so stark eingeschätzt hatte, dass sein Team nach menschlichem Ermessen chancenlos sein würde. „Uns haben nur zehn Sekunden gefehlt“, haderte er nach dem Schlusspfiff, „und wir hätten den Sieg wegen unseres Engagements und unserer Spielkultur auch verdient gehabt.“ CHRISTOPH RUF
Leibesübungen SEITE 19