Biodiesel wird zum Verkaufsrenner

Der hohe Ölpreis sorgt für einen Nachfrageschub bei alternativen Treibstoffen. Beim Biodiesel ist das Angebot bereits knapp. Jetzt geht der erste Hersteller an die Börse. Mit den erhofften Einnahmen will EOP Biodiesel seine Produktion verdoppeln

VON GUDRUN LUX

Biodiesel hat’s geschafft: Am Mittwoch geht der erste Biodiesel-Hersteller an die Börse. Die mittelständische European Oil Products Biodiesel AG (EOP Biodiesel) aus dem brandenburgischen Falkenhagen wird im Rahmen einer Privatplatzierung rund 3,37 Millionen Aktien ausgeben. 20 Millionen Euro sollen diese bringen. Geld, mit dem das Unternehmen die Gunst der Stunde nutzen und seine Produktion ausbauen will. Denn dank der explodierenden Preise für herkömmlichen Treibstoff ist die Nachfrage nach Biodiesel so stark gestiegen, dass sie kaum befriedigt werden kann.

476 Millionen Liter Biodiesel wurden nach Angaben der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) 2004 in Deutschland an öffentlichen Tankstellen getankt – 32 Prozent mehr als 2003. Nun gibt es Gerüchte, der alternative Kraftstoff sei ausverkauft. Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbands des Tankstellengewerbes, bestätigt,das Angebot werde „langsam knapp“. Man müsse sich mit Importen aushelfen – trotz enormer Produktionssteigerung: Wurden im Jahr 2000 in Deutschland noch etwa 716.000 Tonnen Biodiesel produziert, so rechnet die UFOP für 2006 mit über 1,9 Millionen Tonnen.

Auch EOP Biodiesel will seinen Ausstoß auf 65.000 Tonnen jährlich verdoppeln und mittelfristig zu den zehn größten Biodieselherstellern des Landes gehören. Für potenzielle Anleger hält das Management schon jetzt schöne Zahlen bereit: 80 Prozent der Produktion des seit 1. Juli laufenden Geschäftsjahres sind bereits verkauft. Die Aktien sind jedoch zunächst nur für institutionelle Anleger wie Fonds, Banken und Versicherungen zu haben. Privatanleger müssen bis zum Börsenstart warten.

Schlagender Vorteil von Biodiesel ist momentan der Preis: Einen Liter gibt es schon ab 91 Cent. Allerdings kann Rapsmethylesther (RME) – so der technische Name für Biodiesel – nicht einfach in jeden Dieseltank gefüllt werden. Seine Esthersäuren können Schläuche und Dichtungen angreifen, die ausschließlich für Standarddiesel gemacht sind. Dann funktioniert gar nichts mehr – also besser erst mal nachschauen, was der Hersteller sagt.

Nach Auskunft des Verbands der Automobilindustrie wird es ab einer Beimischung von mehr als 5 Prozent Biodiesel kritisch: Das „Salatöl“ sei weder lagerstabil noch werkstoffkompatibel, so Pressesprecherin Anahid Riekmann. Privat zu mischen könnte sowieso problematisch werden: Denn die genannten fünf Prozent dürfen auch die Hersteller von herkömmlichem Diesel untermischen, ohne dies extra anzugeben. „Im Moment kann keiner genau sagen, wie viel Biodiesel schon im Diesel ist“, bestätigt Michael Winkler von der Umweltabteilung des Mineralölwirtschaftsverbandes. Es liegt jedoch nahe, dass der erlaubte Anteil nahezu ausgeschöpft ist.

Wer mehr als 5 Prozent Rapsöl tanken will, muss „in jedem Fall umrüsten“, sagt auch UFOP-Expertin Britta Nimphy. Neuwagen könne man ab Werk biodieseltauglich bestellen, serienmäßig sei allerdings kein RME-kompatibler Wagen zu haben.