: Tötung aus Mutterhass
JUSTIZ 19-Jähriger legt Geständnis ab. Leiche wurde erst nach elf Tagen entdeckt
Im Prozess gegen einen 19-Jährigen wegen der Tötung seiner Mutter hat der Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Vor dem Landgericht räumte der junge Mann am Dienstag ein, seine Mutter wegen ihrer Alkoholprobleme gehasst zu haben. Er habe bei dem Versuch, ihr „wieder einmal zu helfen, die Nerven verloren“, sagte er. Im März dieses Jahres soll der Angeklagte die Frau nach einem Streit mit einem Messerstich in den Nacken und zwei weiteren tiefen Stichen in den Hals getötet haben. Ihm wird Totschlag vorgeworfen.
Die Leiche der 51-Jährigen wurde erst elf Tage später vom Hausmeister in deren Wohnung in Hohenschönhausen entdeckt. Mieter hatten sich über den Verwesungsgeruch beklagt. Der Angeklagte sitzt seit Ende April in Untersuchungshaft.
Nur selten gute Gefühle
Dem Angeklagten zufolge war sein Verhältnis zur Mutter seit Jahren schwierig. Er habe „nur selten gute Gefühle“ für sie empfunden. Grund dafür seien Erlebnisse in der Vergangenheit gewesen, sagte er. Den Angaben nach hatte er nach der Scheidung der Eltern seit seinem achten Lebensjahr mit der Mutter in einem Obdachlosenheim gelebt.
Bereits damals habe die Frau Alkoholprobleme gehabt. Er habe sich um sie kümmern müssen, sagte der Sohn. Von der Mutter habe er keine richtige Unterstützung erhalten. Als er zehnjährig in ein Kinderheim kam, sei das „eine Verbesserung“ für ihn gewesen. Zuletzt lebte der Angeklagte in einer eigenen Wohnung in Lichtenberg und besuchte die Mutter ab und zu.
„Das waren Anstandsbesuche, zu denen ich mich verpflichtet fühlte“, sagte der Sohn. Er habe ihr bei ihren Alkoholproblemen helfen wollen und gehofft, dass sie sich einsichtig zeige. Doch die Mutter habe keine Ratschläge annehmen wollen. Nach Aussage des Angeklagten war darüber ein Streit eskaliert. Sie seien beide aggressiver als sonst gewesen, sagte er. Er sei „aufgebracht“ und „leicht deprimiert“ gewesen, weil er nicht mehr gewusst habe, wie er ihr helfen solle. Der 19-Jährige gab zu, sich vor die Mutter gestellt und ihr mit dem Messer den Hals aufgeschnitten zu haben. Der Prozess wird am 5. November fortgesetzt. (dapd)