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Archiv-Artikel

„Heftig für den Kopf“

Stephan Vuckovic, der Olympiazweite im Triathlon von Sydney, hat in Kanada seinen ersten Ironman absolviert. Im taz-Interview erzählt er, was er dabei durchlebt hat

Der Triathlet Stephan Vuckovic machte durch sein Tänzchen auf der Zielgeraden von Sydney von sich reden. Damals, bei den Olympischen Spielen 2000, gewann der Mann mit dem Kahlkopf Silber über die Olympische Distanz von 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen. Nun ist er in Kanada erstmals über die Ironmanstrecke (3,8 km/180 km/42,195 km) gestartet – und in sehr guten 8:36:35 Stunden wieder Zweiter geworden.

Herr Vuckovic, wie fühlt es sich an, ein Ironman zu sein?

Stephan Vuckovic: Ganz gut, bis auf die Tatsache, dass ich zwei Tage lang keine Treppen steigen konnte. Dafür hat mein Ergebnis aber mehr als entschädigt. Damit hatte ich selbst nicht gerechnet.

Was war am härtesten?

Die letzten Kilometer beim Laufen waren richtig bitter. Zumal es mein erster Marathon überhaupt war und die Bedingungen ziemlich heftig waren. Die Strecke in Kanada ist nicht leicht, außerdem war es heiß und windig. Mit den 2:55 Stunden vom Marathon bin ich deshalb sehr zufrieden.

Wie oft haben Sie ans Aussteigen gedacht?

So ganz konkret gar nicht. Beim Radfahren lief es zwar am Anfang nicht so gut, aber vielleicht war es auch ganz gut, dass dieser Punkt so früh kam, weil man da ans Aufgeben natürlich noch nicht denkt. Zumal es dann von Kilometer zu Kilometer besser ging. Und ab Kilometer 100 lief es richtig gut. Von da an war es super. Selbst im Ziel habe ich mich nicht wirklich schlecht gefühlt. Ich hatte zwar muskuläre Probleme, aber körperlich war alles tipptopp.

Wie war der Tag danach?

Der war die Hölle. Ich konnte ja schon am Abend nicht mehr richtig laufen. Aber am nächsten Morgen ging fast gar nichts mehr. Furchtbar. Vor allem Stufen, egal welcher Art, waren ein nahezu unüberwindbares Hindernis. Selbst vom Bordstein runter auf die Straße war die Hölle. Das ging übrigens zweieinhalb Tage so.

Was, von der Streckenlänge einmal abgesehen, ist der große Unterschied zwischen Ironman und olympischer Distanz?

Die Geduld. Man muss auf der Langstrecke einfach Geduld haben – und andere Athleten auch mal fahren lassen. Ich bin auf dem Rad ja auch überholt worden, aber man darf da nicht die Nerven verlieren. Auf der Kurzdistanz kannst du dir das nicht erlauben. Da musst du immer mitgehen, egal wer es ist, egal welches Tempo er anschlägt. Beim Ironman aber musst du dein Rennen durchziehen, ganz egal, was die anderen machen.

Welche Rolle spielt der mentale Aspekt?

Der ist beim Ironman auf jeden Fall größer. Gerade die letzten 10 Kilometer sind für den Kopf doch sehr heftig. Man erwischt sich immer wieder dabei, wie man langsamer wird und immer langsamer. Hinzu kommen in dieser Phase die muskulären Schmerzen, da tut ja jeder Schritt weh. Und doch muss man sich immer wieder selbst überwinden, um das Tempo zu halten und nicht stehen zu bleiben.

Auf was muss man sonst noch so achten?

Ganz wichtig ist, dass man seine Körpertemperatur immer wieder runterkühlt. Bei der Hitze hat man das Gefühl, dass einem gleich der Kopf platzt. Deswegen bin ich an den letzten Verpflegungsstellen auch stehen geblieben und habe mir alles mögliche über den Kopf gekippt, um mich ein wenig abzukühlen.

War das Rennen Ihr Abschied von der Kurzstrecke?

Ich glaube nicht. Ich starte jetzt erst mal beim Ironman Hawaii und will dann im Winter überlegen, wie es weitergeht: Ob ich noch mal versuche, mich für Olympia 2008 in Peking zu qualifizieren, oder ob ich weiter Ironman mache.

Was darf man Mitte Oktober auf Hawaii von Ihnen erwarten?

Das hängt auch davon ab, wie schnell ich regeneriere. Eine Top-15-Platzierung wäre beim ersten Mal bestimmt ein gutes Ergebnis. Und wenn es besser wird, habe ich auch nichts dagegen.

Bisher gibt es zwei deutsche Hawaii-Sieger. Werden Sie Nummer drei?

Das ist ganz klar mein Ziel. Aber nicht in diesem Jahr.

INTERVIEW: FRANK KETTERER