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Archiv-Artikel

In globaler Mission

Die Initiative „Fairjobbing“ hat Praktika ausgeschrieben, die sich mit Fairem Handel befassen. Die Folge: neue Einblicke und weltweite Einsätze

VON MIRKO HEINEMANN

Als Thomas Nothaft den Flyer in die Hand bekam, konnte er sich unter dem Begriff „Fairjobbing“ nicht viel vorstellen. Aber was dort angeboten wurde, interessierte ihn brennend. Eine Initiative schrieb dort ein Praktikum bei einer Münchner Plattenfirma aus, die afrikanische Musik in Europa und den USA vermarktete. Nothaft hatte bereits als DJ gearbeitet, und eine Reise nach Tansania hatte sein Interesse an afrikanischer Musik geweckt. Er bewarb sich bei der Initiative „Fairjobbing“ – und gewann.

Seit Juli arbeitet der 22-Jährige als Praktikant bei der Plattenfirma Out Here Records. Seine erste Aufgabe bestand darin, zusammen mit Labelchef Jay Rutledge eine Compilation mit Reggae aus verschiedenen Ländern Afrikas herauszubringen. „Man kann sich die Schwierigkeiten, die bei der Kommunikation mit Afrika auftreten, kaum vorstellen.“ Stundenlang versuchte Thomas Nothaft, in Tansania, Ghana, Kongo die Richtigen ans Telefon zu bekommen. Er bat darum, Songs per Post zu schicken, diskutierte über die Qualität der Produktion, ersuchte um Pressematerial und Fotos. „In Afrika wird unglaublich viel produziert, wovon bei uns überhaupt keine Notiz genommen wird. Es fehlt an Zugang zu Vertriebsmöglichkeiten, zu Medien, zu Auftrittsmöglichkeiten im Norden und vor allem an Geld.“

Genau das war das Ziel der Initiative „Fairjobbing“: ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche ökonomischen Rahmenbedingungen die Ungleichheit zwischen den industrialisierten Ländern des Nordens und denen des Südens verursachen – und wie man sie zumindest in Teilen nivellieren kann. „Wir wollten das Thema Fair Trade an Jugendliche bringen“, sagt Ines Wildhabe von der Berliner Agentur Textkontakt, die das „Fairjobbing“-Konzept zusammen mit dem Dachverband der Weltläden ausgearbeitet hat. „Die sollen sich intensiv mit den ethischen Gesichtspunkten von Weltwirtschaft auseinander setzen.“

Die fünf Praktikanten müssen sich ausschließlich mit dem Thema Fair Trade beschäftigen und einen Abschlussbericht vorlegen. Wie bei Thomas Nothaft in der Münchner Plattenfirma soll es auch bei den anderen Praktikumsplätzen darum gehen, das Thema „Fair Trade“ von verschiedenen Seiten zu beleuchten. So wird einer der Praktikanten als TV-Reporter bei der ARD-Sendung „Polylux“ eingesetzt und soll einen Fernsehbeitrag darüber realisieren. Der Praktikant, der als Trendforscher bei der Hamburger Agentur Trend Impulse unterkommt, könnte Untersuchungen hinsichtlich Akzeptanz und Potenzial von Fair-Trade-Produkten durchführen. Und natürlich soll sich auch die angehende Online-Redakteurin, die ihr Praktikum beim Online-Magazin „Fluter.de“ antreten wird, dem Thema widmen. Nur einer der fünf, dessen Aufgabenbereich mit dem Begriff „Sales Manager“ umschrieben wird, arbeitet direkt bei einer „Fair Trade“-Handelsorganisation und wird sich um Vertriebsfragen kümmern.

Insgesamt handelt es sich bei „Fairjobbing“ also eher um eine Art Recherche- Stipendium über das Thema „Fair Trade“. Alle Praktikanten werden vom Verband für nachhaltigen Tourismus bei Reise- oder Anfahrtskosten unterstützt. Ein Honorar wird nicht in allen Fällen gezahlt. So erhält Nothaft für seine Tätigkeit bei der Plattenfirma keinen Cent. Der Gewinn, den er aus seiner Erfahrung als Labelassistent zieht, ist ein anderer: „Ich habe einen Einblick in die Musikbranche bekommen. Ich konnte viele Kontakte knüpfen, habe spannende Menschen kennen gelernt. Meine Französisch- und Englischkenntnisse haben sich auch verbessert.“ Die Arbeit mit der afrikanischen Musik hat ihn derart begeistert, dass er eine Ausbildung zum Tontechniker anfängt. Am 30. September fliegt er mit einem Kollegen zusammen nach London. Dort bestreitet er den Weltmusik-Contest der DJs. Ein Kontakt, den sein Praktikums-Chef Jay Rutledge vermittelt hat.