piwik no script img

Das Wetter: Schluckauf

Heute gelten hicksende Frauen als Selbstverständlichkeit, doch verdankt der weibliche Schluckauf seine Emanzipation Pionierinnen wie Burpin’ Bertha Tharpe, der Zwerchfellkönigin des Mississippi, deren gewaltige Kontraktionen noch bis ins frühe 20. Jahrhundert dem Ochsenfrosch zugeschrieben wurden. Erst als dieser ausstarb, der Lärm aber anhielt, gestand die männliche Fachwelt ihren Fehler ein. In den zwanziger Jahren machte das Showgirl Hickup Hazel – eine Opernsängerin mit äußerst dehnbarer Stimmlippe – mit ihren Ensemble The Hicksen Schicksen am Broadway Furore. Begeistert schlicksend stimmte die weibliche Jugend mit ein, bis die restaurativen Fünfziger der Libertinage ein Ende machten. Frauenschluckauf galt wieder als unamerikanisch. Erst in den Pariser Jazzkellern der Sechziger waren wieder vereinzelt Damenhickser zu hören – rätselhaft synkopiert und von existenzialistischer Tiefe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen