LESUNG
: Unheimliche Hinterwelt

Es sind die Risse in der Wirklichkeit, ihre Durchlässigkeit für das Unheimliche, Spukende und Dunkle, die schwer fassbaren Unsichtbarkeiten inmitten des Sichtbaren und die Grenzen des Sagbaren, denen sich der schottische Romancier und Guardian-Kolumnist John Burnside immer wieder mit bedächtiger Sprachgewalt nähert. Diesmal vor dem Hintergrund des alle Konturen verwischenden Sommerlichts auf einer norwegischen Insel. Zwei Brüder verlieren „In hellen Sommernächten“ (Knaus, 384 S., 19,99 Euro) bei rätselhaften Bootsunglücken im Fjord ihr Leben, kurz darauf verschwinden zwei weitere Männer. Die menschenscheue junge Liv, überzeugt, „ein Gespür für die Welt jenseits des uns so trügerisch Vertrauten“ zu haben, rekapituliert die Ereignisse und vermutet eine Huldra, eine betörende Waldfee, hinter den Vorkommnissen: eine Welt, die nie restlos erklärbar ist – und dennoch für die Empfänglichen existent. Am Montag stellt Burnside seinen viel gelobten Anti-Thriller im Literarischen Zentrum in Göttingen vor.  MATT

■ Göttingen: Mo, 19. 11., 20 Uhr, Literarisches Zentrum, Düstere Straße 20