Das wird schwierig, Junge

Lars Klingbeil aus dem Kreis Soltau war mit 27 der jüngste SPD-Abgeordnete im Bundestag. Jetzt ist er draußen

taz: Anfang Januar sind Sie als jüngster Abgeordneter in die SPD-Fraktion nachgerückt. Jetzt sind Sie wieder draußen. Warum?

Lars Klingbeil: Ich habe nur Listenplatz 31 bekommen, das hat leider nicht gereicht. Für einen eigenen Wahlkreis hätte ich gegen Monika Griefahn antreten müssen. Das wollte ich auch nicht. Letztlich sind nur 27 SPD-Abgeordnete aus Niedersachsen in den Bundestag gekommen – trotz unseres guten Ergebnisses.

In der neuen Fraktion ist nur noch einer der 222 Abgeordneten unter 30 Jahre alt. Ist die Verjüngung der Partei damit beendet?

Man muss schon sagen, dass vor allem die Älteren von den vorgezogenen Neuwahlen profitiert haben. Wegen der Kürze des Wahlkampfes wurde auf Altbewährtes gesetzt. Motto: Keine Experimente.

Jüngere Abgeordnete scheinen ohnehin keinen leichten Stand in Berlin zu haben: SPD-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat gesagt, er halte es für „erschreckend“, wenn Jugendliche mit 18 oder 19 Jahren Parlamentarier werden.

Gegen diese ungerechtfertigte Kritik habe ich mich mit jüngeren Abgeordneten anderer Fraktionen gewehrt. Aber viele hatten mir schon vorher gesagt: „Das wird schwierig, Junge.“

Was haben Sie als Abgeordneter erreicht?

Ich habe im EU-Ausschuss ein Begleitgesetz auf den Weg gebracht, dass die Rechte von Bundestag und Bundesrat in der neuen europäischen Verfassung regelt.

Scheint nicht besonders viel.

Die meiste Zeit ist natürlich fürs Zurechtfinden drauf gegangen. Und: Ich kann ja nichts dafür, wenn aus dem Gesetz durch die EU-Plebiszite in den Niederlanden und Frankreich zunächst nichts wird. Zudem haben wir versucht, die Wehrpflicht zu stoppen.

Wer wird demnächst regieren?

Hier in Berlin gibt es zur Zeit wohl auf keiner Seite einen Masterplan. Ich würde ja für eine Ampel unter Führung der SPD plädieren, aber das scheint derzeit schwierig.

Was machen Sie nun?

Bis zur konstituierenden Sitzung bin ich noch offiziell Abgeordneter. Dann mache ich erst mal Urlaub. Als Juso-Vize und Attac-Mitglied werde ich sicher weiter politisch aktiv bleiben. Erst mal will ich aber meine Dissertation über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr fertig schreiben. Und: Meine Freundin hat mich in der letzten Zeit selten gesehen. Interview: Kai Schöneberg