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Archiv-Artikel

Sieg der Mauschler

Der Ire Pat McQuaid wird neuer Präsident des internationalen Radsportverbandes UCI. Es ist auch ein Sieg seines umstrittenen Vorgängers und Förderers Hein Verbruggen

MADRID dpa ■ Der 55-jährige Ire Pat McQuaid hat am Freitag in Madrid die von Turbulenzen begleitete Wahl zum neuen Präsidenten des Radsport-Weltverbandes UCI gewonnen. Der Günstling des scheidenden UCI-Chefs Hein Verbruggen (Niederlande) setzte sich gegen Gregorio Moreno aus Spanien in geheimer Wahl mit 31:11 Stimmen durch. Verbruggen, der 14 Jahre im Amt war, dürfte damit seinen Sitz im IOC behalten. McQuaid erklärte, seinen Vorgänger mit der Wahrnehmung der Rechte des Radsports im olympischen Gremium zu beauftragen.

Der 64-jährige Verbruggen ist Vorsitzender der Kommission zur Ausrichtung der Olympischen Spiele 2008 in Peking und gilt als wichtiger Zuarbeiter des IOC-Präsidenten Jacques Rogge. Prompt sprach sich der Belgier am Freitag in der Dopingaffäre Armstrong dafür aus, dass auch für den siebenfachen Tour-de-France-Sieger in erster Linie die Unschuldsvermutung gelten müsse. Rogge monierte die öffentliche Schuldsprechung Armstrongs und stärkte damit indirekt Verbruggen den Rücken, der sich mit der Antidopingagentur Wada und dem Kontroll-Labor Chatenay-Malabry angelegt hatte. In dem Labor bei Paris waren sechs aufgetaute Proben Armstrongs der Tour 1999 positiv auf das Blutdopingmittel EPO analysiert worden.

Die ehemalige deutsche Verbandspräsidentin Sylvia Schenk, die am Freitag aus dem Direktionskomitee der UCI ausschied, befürchtet unter McQuaid eine Fortsetzung der Politik Verbruggens, die von vielen scharf kritisiert wird. „Jedem muss man eine Chance geben. Aber McQuaid hat in den vergangenen Jahren alle Entscheidungen Verbruggens mitgetragen. Ich hoffe zumindest, die Kommunikation und die Umgangsformen werden sich verbessern“, sagte Schenk nach der Wahl. Eine Wende zu einem offeneren Umgang in Dopingfragen erwartet die Frankfurter Juristin nicht. McQuaid war früher Radprofi und fuhr an der Seite des Klassiker-Spezialisten Sean Kelly.

Ihr Nachfolger auf dem Chefsessel des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Exverteidigungsminister Rudolf Scharping, wertete die Oppositionsarbeit von Sylvia Schenk und die Reaktion Verbruggens mit einer Anzeige wegen Verleumdung als „unangenehme persönliche Auseinandersetzung“. Scharping: „Das ist nicht unsere Sache.“