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Archiv-Artikel

Spardruck an der Uni-Klinik

HOCHSCHULE Wegen drohender Kürzungen fürchten Studierende Schließung der Zahnmedizin. Wissenschaftsbehörde sagt, das stehe noch gar nicht fest

Am Tag der Haushaltsverabschiedung am 23. November wollen Studierende „gegen Rotstiftpolitik“ auf die Straße gehen. Denn alle Hochschulen haben inzwischen mit dem SPD-Senat „Verträge“ bis 2020 unterzeichnet, die bei einer Steigerung von nur 0,88 Prozent im Jahr hohe reale Einbußen bedeuten. Als einziger noch nicht unterschrieben hat der Dekan der Medizin-Fakultät Uwe Koch-Gromus. Doch weil man um diese Eckdaten nicht herumkomme, legte er im Fakultätsrat jetzt ein „10-Punkte-Programm“ vor, das bei Mitarbeitern und Studierenden die Sorge auslöst, ganze Institute wie die Zahnmedizin könnten geschlossen werden.

Das Papier geht davon aus, dass der Uni-Medizin bis 2020 rund 18 Millionen Euro fehlen, weil Preis- und Tarifsteigerungen des derzeit bei 116 Millionen Euro liegenden Budgets nicht aufgefangen werden. Statt mit dem „Rasenmäher“ zu kürzen, seien „strukturelle Entscheidungen“ nötig. Bestraft werden sollen nun all jene der rund 70 UKE-Institute, die zwei Jahre in Folge im internen Punkte-Ranking über Publikationen und Drittmittel im hinteren Viertel lagen. Ihnen soll für 2013 und 2014 je ein Viertel der „Forschungsgrundausstattung“ gestrichen werden. Außerdem müsse man bei Ausscheiden von Institutsleitungen künftig „kritisch prüfen“, ob deren Wiederbesetzung für die Funktionstüchtigkeit der ganzen Fakultät „zwingend ist“.

Konkurrenz verschärft

„Die Gefahr für die Zahnmedizin ist sehr groß“, sagt Philipp Müller vom studentischen Fachschaftsrat. Das Institut hätte mit 60 bis 70 Anfängern pro Semester zuletzt sehr viele Studierende gehabt. Deshalb sei viel Geld in Lehre und weniger in Forschung geflossen. Das Institut liege im Ranking hinten. Auch gehe dort bald eine der drei ProfessorInnen in Rente. Würde der interne Konkurrenzdruck verschärft, so Müller, stürben auch andere kleine Institute, die wenig Gewinne abwerfen, langsam aus. „Doch diese Vielfalt ist wichtig für uns.“

Hinzu kommt ein drohender Abbau der rund 3.400 Studienplätze am UKE. Deren Zahl soll an die Budgetentwicklung „angepasst“ werden. „Das wäre angesichts des Ärztemangels eine Katastrophe“, warnt die Asta-Vorsitzende Luise Günther.

UKE und Wissenschaftsbehörde reagieren sehr zurückhaltend. Zur Zeit gebe es „konstruktive Gespräche“, berichtet UKE-Sprecherin Christine Jähn. Die seien „noch nicht abgeschlossen“. Das „10-Punkte-Programm“ sei ein Vorschlag, „der intern diskutiert werden soll“.

Auch Behördensprecher Alexander von Vogel sagt noch nichts zum geplanten Hochschulvertrag. Nur soviel: „Es steht zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht fest, ob die Zahnmedizin oder andere Institute geschlossen werden.“ Zudem gebe es mehrere Gründe, weshalb das UKE konsolidieren müsse. Die „Schuldenbremse“ sei nur einer davon. Andere Faktoren für die wirtschaftliche Lage der Uni-Klinik lägen „im Entscheidungsbereich des UKE-Vorstands“.

Der Fakultätsrat Medizin dagegen kritisiert, dass sich der SPD-Senat auf die „Schuldenbremse als Sachzwang“ zurückziehe und fordert im Sinne von der Gesundheitsförderung der Bevölkerung eine „Umkehr“ dieser Politik. KAIJA KUTTER