: Jugendwerkstatt wird verkleinert
ZAHLUNGSUNFÄHIGKEIT Kirchenkreis Hameln diskutiert über die Insolvenz des Sozialprojekts für Jugendliche
Die Jugendwerkstatt Hameln, eine der größten Einrichtungen in Niedersachsen für junge Leute mit sozialen Problemen, ist akut von der Zahlungsunfähigkeit bedroht. Von den derzeit 53 Mitarbeitern sollen höchstens bis zu 15 bleiben, sagte die Vorsitzende des Kirchenkreistages Hameln-Pyrmont, Doris Feuerhake, am Donnerstag. Nach dieser mit großer Mehrheit getroffenen Entscheidung des Gremiums von Mittwochabend ist auch mit betriebsbedingten Kündigungen zu rechnen.
Nach Angaben von Superintendent Philipp Meyer arbeiten viele Teile nicht mehr kostendeckend. Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Hameln-Pyrmont ist Träger des Projekts für derzeit 300 Jugendliche. In der Jugendwerkstatt werden junge Leute in Abteilungen für Maler, Tischler, Metall oder Hauswirtschaft auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereitet.
Das Defizit kann Meyer zufolge bis zum Ende des Jahres auf 500.000 Euro wachsen. Schon im vergangenen Jahr habe es bei rund 600.000 Euro gelegen. Der Kirchenkreistag diskutierte auch über eine Insolvenz oder Abwicklung. Doch sowohl der Finanzausschuss des Kirchenkreises als auch das Diakonische Werk der hannoverschen Landeskirche sprachen sich dafür aus, die Jugendwerkstatt stark verkleinert zu erhalten. Demnach wird die Immobilie am Hamelner Hafen dann nicht mehr benötigt.
Der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont hatte im März 2011 dem langjährigen Leiter der Jugendwerkstatt, Klaus-Dieter Jösten, fristlos gekündigt. Ihm wurden finanzielle Unregelmäßigkeiten und Gefälligkeitsgeschäfte vorgeworfen. Unter Jöstens Leitung war die Jugendwerkstatt in den vergangenen 30 Jahren stark gewachsen. Dafür erhielt er 2010 das Bundesverdienstkreuz. (epd)