Am Ende alle glücklich?

Die CDU wird ein Vogelschutzgebiet Eiderstedt trotz ihrer Versprechungen im Wahlkampf nicht verhindern können

Schön war’s im Wahlkampf zur schleswig-holsteinischen Landtagswahl: „Seit’ an Seit’ mit der CDU haben wir gegen das geplante Vogelschutzgebiet auf Eiderstedt gekämpft“, erinnert sich FDP-Politiker Günther Hildebrand. Jetzt hat die FDP den Verdacht, dass der neue CDU-Landwirtschaftsminister Christian von Boetticher das alte Lieblingsthema sträflich vernachlässigt: Auf eine Kleine Anfrage der FDP gab das Ministerium eine Antwort, die Hildebrand als „unwahrscheinlich unverbindlich“ einstuft.

Der Kampf um Eiderstedt tobt seit langem: Die frühere rot-grüne Landesregierung hatte erklärt, die Nordseehalbinsel flächendeckend zum Vogelschutzgebiet machen zu wollen – schließlich brüten dort seltene Arten wie Nonnengans und Goldregenpfeifer. Für die Landwirte hätte das zunächst gar nichts bedeutet: Sie hätten auch im Schutzgebiet wie gewohnt weiter wirtschaften können. Jede Änderung aber wie etwa der Neubau eines Stalls könnte mit dem Status als Schutzgebiet schlecht zu vereinbaren sein. Die Bauern protestierten und hörten nur zu gern auf die Worte der CDU-Politiker, die ihnen versprachen, keinen Vogelschutz zuzulassen.

Aber aus einem Ministersessel sieht eben doch manches anders aus als im Wahlkampf. Denn über das Eiderstedter Vogelschutzgebiet wird nicht in Kiel, sondern in Brüssel entschieden: „Natürlich kommen wir nicht an der EU vorbei“, sagt Christian Seyfert, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Irgendein Gebiet werde auf Eiderstedt also ausgewiesen werden, so Seyfert. Es gebe aber „Schrauben, an denen man drehen kann“ – etwa, wie groß das Gebiet am Ende sein wird.

Zurzeit tagt eine Arbeitsgruppe und es wird noch eine Weile dauern, bis sie Vorschläge vorlegt: „Vielleicht haben wir bis Jahresende eine Einigung“, hofft Seyfert. Der Vorschlag des CDU-geführten Ministeriums müsse allerdings das Kabinett passieren: „Wir sind ja in einer Koalitionsregierung, da muss man sich abstimmen.“

Einige Landwirte fühlten sich verschaukelt von der Regierung, sagt Hans Friedrichsen von der Interessengemeinschaft „Rettet Eiderstedt“. Aber dass Eiderstedt ganz ohne Schutzgebiet bleibt, glaubt er nicht: Eiderstedt ist ein beliebtes Brut- und Rastgebiet für mehrere seltene Vogelarten – und darum nach EU-Recht unter Schutz zu stellen.

„Es wäre wirklich schön, wenn man alle glücklich machen könnte“, sagt Seyfert. Vielleicht werden am Ende dann alle ein bisschen glücklich: Die Bauern mit einem kleineren Schutzgebiet, die Vögel mit sicheren Brutplätzen. Esther Geißlinger