ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMI
: Eine Frau, zwei echte Kerle

Also, sagte ich zu dem Kollegen am Telefon: Ich betreue ausnahmsweise die Medienseiten für die Quoten-Ausgabe und es wäre spitze, wenn du dir für die Rezension diese Woche den RBB-„Tatort“ und da die neue Drogenfahnderin genauer anschaust, die dieses Mal mit den Kommissaren Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) ermittelt. Ein Trio! Die Frauenquote liegt bei den Hauptfiguren der Folge also bei 33 Prozent! Ja, schon klar, du schreibst lieber über alles andere, wenn es nur nicht der „Tatort“ sein muss; aber dieses Mal, für die Quoten-taz, wäre eine Männerperspektive auf die Frauenfiguren in der Folge super.

Vor allem, weil die Drogenfahnderin Melissa Mainhard (Ina Weise) geradezu klischeehaft wieder als schwaches weibliches Wesen gezeichnet wird: Sie ist todkrank, hat zwei Töchter mit Pubertätshormonstau, die eine rutscht ab ins Drogenmilieu, noch ein Klischee, da braut sich einiges zusammen – und natürlich müssen da die, Achtung!, doofes Wortspiel, starken Ritter der Berliner Mordkommission herbeieilen und die Kollegin Mainhard stützen, diese Helden, geht ja nicht anders. Okay? Die DVD schickt dir die Redaktion zu, sagte ich. Alles geklärt, alles geritzt, alles abgesprochen.

Bis dann am Tag vor Redaktionsschluss ein Redakteur (männlich) bei mir anrief und ausrichtete, dass zwei andere Redakteure (männlich) ausrichten ließen, sie hätten beschlossen, nicht der Kollege solle die Rezension schreiben, sondern ich, es sei schließlich eine Sonderausgabe. Für die Frauenquote.

Nun ja, was soll man dazu noch sagen. Aber man könnte sagen, dass Claudia Garde Regie geführt hat. Und dass sie schon bei fast zwei Handvoll an „Tatorten“ als Regisseurin an Bord war, zuletzt bei zwei großartigen Borowski-Folgen aus Kiel. Das allein sollte dicke reichen, sich mal anzuschauen, was sie aus dem sonst so mauen Geplänkel der Berliner Kollegen rausholt.

Berlin-„Tatort“: „Dinge, die noch zu tun sind“; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD