piwik no script img

Archiv-Artikel

Ovationen für den Wertvollsten

Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft verliert das EM-Finale gegen grandiose Griechen mit 62:78.Das ändert nichts an der Tatsache, dass Dirk Nowitzki und seine Kameraden eine überragende EM gespielt haben

BELGRAD dpa ■ Als das Finale verloren war und Dirk Nowitzki wenige Minuten vor dem Ende von Bundestrainer Dirk Bauermann vom Feld geholt wurde, zollten auch die Spieler des neuen Europameister aus Griechenland dem langen Blonden ihren Respekt. „Danke, Dirk“, rief der Hallensprecher in Belgrad und die 19.000 Zuschauer feierten den deutschen Superstar überschwänglich. Mit Sprechchören huldigten sie jenem Spieler, der der Europameisterschaft in Serbien-Montenegro seinen Stempel aufgedrückt hatte. Der 2,13 Meter große NBA-Star von den Dallas Mavericks war die schillerndste Figur des Turniers. „Das ist ein ganz spezieller Moment in meiner Karriere, über den ich mich für den Rest meines Lebens freuen werde“, sagte Nowitzki anschließen berührt.

Der beste Botschafter des deutschen Basketballs, der sich trotz des mit 62:78 verlorenen Endspiels im Glanz der unerwarteten Silbermedaille sonnte, räumte bei den Ehrenpreisen ab. Die Wahl zum „wertvollsten Spieler“ (MVP) der EM stand zu keinem Zeitpunkt zur Diskussion. Mit durchschnittlich 26,1 Punkten pro Partie (23 im Finale) war der 27-jährige Würzburger auch Korbschützenkönig und hinter dem Russen Andrej Kirilenko zweitbester Rebounder. Mit den Griechen Dimitrios Diamantidis und Theodoros Papaloukas (22 Punkte im Endspiel) sowie Juan Carlos Navarro (Spanien) und Boris Diaw (Frankreich) wurde er auch ins All-Star-Team gewählt.

Die Enttäuschung über die Final-Niederlage wich bei der Siegerehrung schnell der Freude über Rang zwei – der zweitbesten Platzierung deutscher Korbjäger nach dem EM-Triumph von München 1993. Auf der Tribüne ließ der zusammen mit den vor den Titelkämpfen gleichfalls verletzten Stefano Garris und Steffen Hamann zum Finale eingeflogene Ademola Okulaja den Tränen der Rührung freien Lauf. „Die Silbermedaille ist sensationell, ein Wahnsinn. Wir können extrem stolz sein“, meinte Bundestrainer Dirk Bauermann, der bei seiner erfolgreichen Premiere das Scheitern bei der EM 2003 in Schweden vergessen machte. Der Coach bedankte sich bei Nowitzki, indem er ihn beim aussichtslosen 52:69-Rückstand 3:22 Minuten vor Spielende vom Feld holte – und ihm damit die Ovationen bescherte.

Bauermann hat als Trainer schon acht deutsche Meistertitel gesammelt, Nowitzki noch keinen – außer dem eines unterfränkischen Jugendmeisters im Tennis und des bayerischen Titels mit den Würzburger Basketball-Junioren. Grund genug, mit viel Motivation die nächsten Ziele anzugehen. Bei der WM 2006 in Japan und der EM 2007 in Spanien werden die Tickets für die Spiele 2008 in Peking vergeben. Da will Nowitzki unbedingt hin, denn „Olympia ist das Größte für einen Sportler“. Und der Verband will versuchen, aus dem Erfolg in Serbien-Montenegro endlich Kapital zu schlagen.

So wie es die Griechen vorgemacht haben. 1987 in Athen sorgte Trainer Panagiotis Yannakis mit Nicos Gallis und dessen unübertroffenen EM-Rekord von durchschnittlich 37 Punkten pro Spiel für den Durchbruch des griechischen Basketballs – 18 Jahre später triumphierte er als Coach. In Griechenland ist Basketball längst Nationalsport geworden. „Es ist ein Traum. Es ist unglaublich“, sagte Yannakis. In der Heimat wurden die neuen Helden überschwänglich gefeiert. „Für ein Land mit elf Millionen Einwohnern ist es ein große Leistung in einem Jahr Europameister im Fußball und im Basketball zu werden sowie die Olympischen Spiele auszurichten“, sagte Ex-Star Panagiotis Fasoulas.