: Peinliche Pleite für die konservative Opposition
FRANKREICH Beim Kampf um die Nachfolge von Nicolas Sarkozy als Parteichef gibt es nur Verlierer
AUS PARIS RUDOLF BALMER
Um drei Uhr früh kapitulierte die parteiinterne Wahlkommission. Es war ihr nicht gelungen, sich auf ein klares und glaubwürdiges Ergebnis zu einigen. Auch nach wiederholtem Auszählen der Stimmen gab es für sie vorerst keinen klaren Gewinner. Die Verliererin aber stand sogleich fest: die UMP als Ganzes. Die konservative „Union pour un Mouvement Populaire“ hat keinen Vorsitzenden, sondern zwei Rivalen, die sich gegenseitig des Betrugs beschuldigen. Jean-François Copé beanspruchte am Montag den Sieg mit rund tausend Stimmen Vorsprung, François Fillon spricht von einem knappen Sieg von einigen hundert Stimmen zu seinen Gunsten.
Die Premiere einer Wahl des Parteivorsitzenden der UMP durch die Mitglieder geht als peinliches Vorkommnis in die Geschichte ein. Der frühere Parteichef, Premier- und Außenminister Alain Juppé erklärte, die Existenz der UMP sei in Gefahr.
Copés Anhänger beklagten, es gebe offensichtliche Unregelmäßigkeiten und an der Côte d’Azur werde gemogelt. Offenbar lagen mancherorts wesentlich mehr Wahlzettel in den Urnen, als Wähler eingetragen waren! Die UMP machte sich am Montag zum Gespött. „Völlig surrealistisch und grotesk!“, titelte die Zeitung République du Centre. Von einer „Nacht der langen Messer“ sprach die République des Pyrénées, die Midi libre berichtete von „theatralische Szenen, die dieser brudermörderischen Wahl den nötigen Pfeffer gaben: Betrug, Beschuldigungen und Spannung“.
Expremierminister Fillon galt vorab als klarer Favorit, doch sein Gegner Copé kontrollierte als Generalsekretär den Apparat. Nun scheint die UMP nur eines bewiesen zu haben, nämlich dass ohne die Autorität von Expräsident Nicolas Sarkozy in dieser Partei gar nichts geht.
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