Erster Einsatz des neuen Polizeichefs

PERSONAL Klaus Kandt stellt sich der Presse vor, mit roten Bäckchen und vagen Vorstellungen vom neuen Job. Der 52-Jährige wirbt um seine gescheiterte Konkurrentin Koppers. CDU-Innensenator Henkel betont: Parteibuch spielte bei der Auswahl keine Rolle

Es war der erste öffentliche Auftritt des künftigen neuen Mannes an der Spitze der Berliner Polizei. Den Blick eher auf die Mikrofone vor sich als auf die versammelten Journalisten gerichtet, warb Klaus Kandt um Verständnis: Eine Agenda, was er anders und besser machen werde, dürfe man noch nicht von ihm erwarten. Die wolle er sich erst erarbeiten. „Ich habe Respekt vor der Aufgabe“, sagte der 52-Jährige, der als Präsident der Bundespolizei in Berlin 4.600 Beamte geleitet hat, am Dienstag. Der Wind in Berlin „weht schon rau“. Die Hauptstadtpolizei hat 22.000 Mitarbeiter. Kandt ist am Dienstag vom Senat offiziell als Nachfolger von Dieter Glietsch vorgestellt worden. Vorausgegangen war ein fast zweijähriges Bewerbungsmarathon.

So wie er da in seiner blauen Uniform mit vor Aufregung rot glühenden Apfelbäckchen vor der Presse saß, konnte man den Eindruck gewinnen: der Neue ist ein Netter. Vielleicht war es auch die leicht schwäbelnde Aussprache und seine langsame, die Worte abwägend Art, die ihn überhaupt nicht hart wirken ließen. Ganz im Kontrast dazu liest sich seine Vita: Kandt hat von der Pike auf Polizist gelernt, viele Jahre bei Spezialeinheiten verbracht. „Für die Eliteeinheiten ausgewählt worden zu sein – daraus speist sich ein guter Teil seines Selbstbewusstseins“, heißt es in Sicherheitskreisen. In den 80er Jahren war er drei Jahre bei der Eliteeinheit GSG 9, im Anschluss daran vier Jahre Teamführer beim Berliner Spezialeinsatzkommando (SEK). Als Angehöriger dieser Einheit, die die Kohlen aus dem Feuer holt, wenn normale Einheiten scheitern, war er auch am berüchtigten 1. Mai 1987 dabei. Es war das Jahr, in dem die Krawalle begannen.

Vorgänger als Vorbild

„Ich habe die Geschichte hautnah miterlebt“, sagte Kandt dazu am Dienstag. Der 1. Mai habe in den vergangenen Jahren einen enormen positiven Wandel erfahren. Was die polizeiliche Einsatzstrategie betrifft, „werde ich selbstverständlich den eingeschlagenen Kurs fortführen“, sagte er. Von seinem Vorgänger halte er sehr viel. Dieter Glietsch, der im Mai vergangenen Jahres in Ruhestand gegangen war, hatte die Deeskalationsstrategie eingeführt.

Innensenator Frank Henkel (CDU) verwahrte sich gegen den Vorwurf der Opposition, Kandt sei wegen seines CDU-Parteibuchs ausgewählt worden. „Es war keine Entscheidung gegen eine hervorragende Kandidatin, sondern für den Besseren“, spielte Henkel auf die Vizepräsidentin Margarete Koppers an, die sich ebenfalls auf den Posten beworben hatte. Kandt werde ein „hervorragender Polizeipräsident“ sein, so Henkel.

Er würde sich sehr wünschen, dass Koppers trotz der Entscheidung gegen sie bleibe. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass Koppers sich mit dem Gedanken trägt, die Berliner Polizei zu verlassen. Kandt sagte, er verstehe sich mit Koppers bestens; er könne sich gut vorstellen, mit der Vizepräsidentin im Team zusammenzuarbeiten. Sein Führungsverständnis beschrieb er nach der Pressekonferenz so: „Wir sind ein Doppelpack.“ PLUTONIA PLARRE