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Archiv-Artikel

„Dahin, wo die Frauen sind“

Bäckereien bedrucken Tüten mit Notruf-Nummern

Von KLU
Iris Hannig-Pasewald

■ 50, ist Sprecherin des Arbeitskreises Gewalt gegen Frauen und Mädchen und auf Traumatherapie spezialisierte Psychotherapeutin.

taz: Frau Hannig-Pasewald, Sie drucken Notruf-Nummern auf Brötchentüten. Warum?

Iris Hannig-Pasewald: Weil Brötchen mit den Tüten dahin kommen, wo die Frauen sind. Manchmal ist es für sie schon gefährlich, einen Flyer mit nach Hause zu bringen. Eine Studie hat gezeigt, dass jede dritte Frau, die von Gewalt betroffen war, keine Beratungseinrichtung kannte. Es ist also wichtig, über das Recht aufzuklären, sich gegen häusliche Gewalt zu wehren.

Wissen Sie, ob die Botschaft ankommt?

Wir haben das nicht statistisch erfasst. Aber wir machen diese Aktion zum vierten Mal. In den letzten Jahren haben sich anschließend mehr Frauen bei uns gemeldet. Das mag aber auch an der erhöhten Medienpräsenz der Beratungsstellen liegen.

Waren die Bäcker nicht skeptisch, ihre Ware mit diesem Thema zu beschriften?

Ich denke, es ist eine positive Botschaft zu sagen: Wir als Bäcker-Innung setzen uns gegen Gewalt ein. Ich finde, dass sich die Bäcker damit schmücken können. Aber es stimmt: zu Anfang war Überzeugungsarbeit nötig. Mittlerweile schulen wir auch die Auszubildenden der Bäckereien.

Inwiefern?

Berater für sexuelle Gewalt an jungen Frauen und Mädchen besuchen die Berufsschulklassen der Bäcker-Innung. Dort sprechen sie mit den jungen Bäckerinnen und Bäckern und machen mit ihnen etwa Rollenspiele. In den Bäckereien selbst werden in der nächsten Woche aber auch Infostände sein, an denen Berater zusammen mit Polizisten stehen. Ich finde es gut, dass die Polizei dabei ist. Denn das zeigt symbolisch: häusliche Gewalt ist eine Straftat.  INTERVIEW: KLU

Aktionstage „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“: bis Samstag, 24. November, in Innungs-Bäckereien