: Ausgezeichneter Mut
Alternative Nobelpreise gehen in diesem Jahr an Aktivisten aus Kanada, Malaysia, Botswana und Mexiko
BERLIN taz ■ Der mit umgerechnet 213.000 Euro dotierte „Alternative Nobelpreis“ (Right Livelihood Award) wird dieses Jahr den kanadischen Globalisierungskritikern Maude Barlow und Tony Clarke (Portrait Seite 2), der malaysischen Menschenrechtlerin Irene Fernandez sowie der botswanischen Ureinwohnerorganisation „First People of the Kalahari“ und ihrem Gründer Roy Sesana verliehen. Den undotierten Ehrenpreis erhält der mexikanische Künstler Francisco Toledo, wie die Right-Livelihood-Stiftung des Deutschschweden Jakob von Uexküll gestern in Stockholm mitteilte.
Die Malaysierin Irene Fernandez (59) erhält die Auszeichnung für ihren „herausragenden und mutigen Einsatz zum Stopp von Gewalt gegen Frauen und den Missbrauch von Arbeitsmigranten und armen Arbeitern“. Die frühere Lehrerin und Gewerkschafterin gründete 1991 die Organisation Tenaganita (Kraft der Frauen). Konfrontiert mit dem Leid von Arbeitsmigranten im Schwellenland Malaysia dokumentierte Tenaganita 1995 Todesfälle illegaler Arbeitsmigranten aus Bangladesch, Indonesien und anderen Ländern, die in Abschiebehaft an Misshandlungen, Hunger oder nicht behandelten Krankheiten gestorben waren. Die Regierung musste darauf den Tod von 46 Häftlingen einräumen, doch wurde Fernandez vorübergehend festgenommen und wegen Verstoßes gegen das Publikationsgesetz angeklagt. Daraus wurde der längste Prozess in der Geschichte Malaysias. Nach über 300 Verhandlungstagen wurde Fernandez 2003 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Solange die Berufung nicht entschieden ist, bleibt sie gegen Kaution auf freiem Fuß.
Die Auszeichnung für die „First People of the Kalahari“ und ihren am 24. September mit anderen verhafteten Führer Roy Sesana dürfte für den Kampf der Basisorganisation der Gana-, Gwi- und Bakgalagadi-Buschmänner um das Recht auf Rückkehr in ihr angestammtes Land eine wichtige Unterstützung sein. Sesana macht seit 1992 auf die Vertreibung der Buschleute aus dem Kalahari-Wildpark aufmerksam. 2004 starb sein Bruder, nachdem er von Wildhütern verprügelt worden war.
Der 65-jährige Künstler Francisco Toledo erhält den Ehrenpreis für seinen Einsatz für den Schutz indigener Kulturen in der südwestmexikanischen Stadt und der gleichnamigen Provinz Oaxaca. Toledo war mit der von ihm gegründeten Organisation Pro-Oax maßgeblich daran beteiligt, das architektonische und kulturelle Erbe der Stadt zu erhalten. Die Preise werden am 9. Dezember im schwedischen Parlament verliehen. SVEN HANSEN