LeserInnenbriefe
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Spannendes Spiel

betr.: „Ein starker Abgang“, taz vom 25. 1. 17

SPD-Nochkapitän Sigmar Gabriel hat lange Zeit links angetäuscht, ist jedoch nach beinahe endlosem Getändel rechts vorbeigegangen, um sodann auf seinen Mitspieler und Nachfolger Martin Schulz zu passen. Es gilt nun freilich, abzuwarten, ob der bewährte und angesehene Außen Schulz diese nicht ganz einfache Vorlage auch aus dem defensiven Mittelfeld zum Vorteil seiner Mannschaft verwerten kann. Eines jedoch scheint sicher: Das Spiel bleibt spannend bis zum Schlusspfiff am 24. 9. 17, 18 Uhr MESZ. MATTHIAS BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Gründliche Diagnose

betr.: „Wenn Autismus zur Fehldiagnose wird“, taz vom 27. 1. 17

Leider wird dieser Artikel wieder einmal dazu beitragen, dass Autismus als Modediagnose bezeichnet wird und unsere Kinder nicht ernst genug genommen werden, Hilfen verweigert bekommen und Autismus verharmlost wird. Andererseits kann ich das Problem in dem Artikel auch ein Stück weit verstehen. Ich bin manchmal auch ein bisschen überrascht, wer alles mit einer Autismusdiagnose daherkommt. Ich will ihnen nicht absprechen, dass sie Probleme haben, aber wenn in der Öffentlichkeit „etwas eigen und schüchtern und minimal hyperaktiv sein“ das Bild von Autismus darstellt, dann kann ich verstehen, dass viele Leute sagen, dass Autismus überhaupt kein Problem ist und dass die ganze Förderung gar nicht nötig ist und was man sich denn so anstellt. Nur gehen dabei dann die Kinder, die wirklich (stark) beeinträchtigt sind, absolut unter. Ich habe Angst, dass mein Kind irgendwann mit Kindern, denen man mal schnell eine Autismusdiagnose gestellt hat, die im Allgemeinen aber prima zurechtkommen, aber etwas schüchtern sind, „in einen Topf geworfen“ wird, denn das würde ihr und vielen anderen, die wirklich einen großen Förder- und Pflegebedarf haben und diesen dann nicht mehr durchsetzen können, nicht einmal im Ansatz gerecht werden. Ich finde es aber auch wichtig, dass auch weniger offensichtlich betroffene Kinder die Hilfe und Förderung bekommen, die sie benötigen, mit den passenden Diagnosen. Daher finde ich es zumindest richtig, dass so eine Diagnostik gründlich durchgeführt wird. KATHARINA WINTERHALDER, Titisee-Neustadt

Unbedachte Elternhatz

betr.: „Wenn Autismus zur Fehldiagnose wird“, taz vom 27. 1. 17

Die Meldung über viel zu viele Autisten beziehungsweise Autismusdiagnosen liest sich wie so viele Meldungen über unser Gesundheitssystem: Man lamentiert, weil man anscheinend glaubt, geplündert zu werden von Menschen, die nichts weiter tun, als ihre Rechte wahrzunehmen. Natürlich gibt es heute mehr Autismusdiagnosen als früher; früher galt jede Form von psychischer Erkrankung als Schande, Betroffene wurden stigmatisiert, oft genug galten betroffene Familien als „asozial“. Das ist heute, Gott sei Dank, anders. Früher nannte man Kinder meiner Generation, die möglicherweise von AD(H)S oder Asperger betroffen waren „schwierig“, und erzog sie mit Strenge und schwarzer Pädagogik, also Gewalt. Das ist glücklicherweise vorbei. Es ist kein Zeichen von Dekadenz, dass diese Diagnosen heute häufiger sind, sondern davon, dass diese Gesellschaft eine zivilisiertere ist. Geringe Schwankungen in den Befürchtungen der Eltern gab und gibt es schon immer, das hat mit der konkreten Erkrankung gar nichts zu tun, man denke nur an die Schwemme von Legasthenikern in den 70ern. Das hat sich wieder normalisiert, das wird es auch hier tun. THOMAS NAGEL, Unna

Die Arbeit niederlegen

betr.: „Alles für die Sicherheit“, taz vom 27. 1. 17

Manchmal macht es mich einfach nur noch fassungslos, wie ein Mensch allein (oder halt ein paar alte, weiße Säcke) über das Schicksal von Millionen Menschen bestimmt.

Ich hoffe, dass der Rassismus, den Trump offen auslebt, der gesamten Riege seines Kabinetts um die Ohren fliegt. Wenn sie nämlich merken müssen, dass die Saudis, mit denen sie seit Jahrzehnten Milliarden Dollar scheffelten, auch Muslime sind, und die sich andere Geschäftspartner suchen. Die Chinesen wären da sehr dankbar. Oder dass sie merken, wie dringend sie auf die „Hispanics“ angewiesen sind, weil sonst keiner ihre Villen putzt, die Kinder hütet oder den Müll einsammelt. Ich wünsche mir, dass einmal alle Menschen in den USA mit mexikanischer Abstammung oder muslimischen Glaubens für eine Woche die Arbeit niederlegen würden. UDO SIEBRASSE, Gelsenkirchen

Absurde Sozialgesetzgebung

betr.. „Ein Computer für die Schule muss drin sein“,taz vom 24. 1. 17

Bei der Anschaffung einer neuen Brille zeigt sich die völlig unzureichende Bürokratie hinter den Hartz-IV-Gesetzen. Die Reparatur einer Brille dürfte viel weniger oft anfallen als das Erfordernis einer neuen Brille, da sich die Sehschärfe nun mal öfter verändert. Und bei der Höhe der Kosten für neue Gläser, zumal für eine Gleitsichtbrille, kann die Brille nicht aus dem Regelsatz bestritten werden.

Inzwischen ist es aber bereits zu gerichtlichen Feststellungen gekommen, dass die Kosten für eine Brille durch den Leistungsträger zu übernehmen sind; zuletzt von der 19. Kammer des Sozialgerichts in Frankfurt am Main im März 2016.

Dass aber immer erst Gerichte bemüht werden müssen, zeigt das Absurde der Sozialgesetzgebung.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel