: Prohibition im Personennahverkehr
SAUFEN Die Privatbahn Metronom verbietet als erstes deutsches Eisenbahnunternehmen den Genuss von Alkohol im Zug. Das Verbot stößt nach Firmenangaben auf eine hohe Akzeptanz. Wer trinkt, zahlt Strafe
BERLIN taz | Kein Feierabendbier mehr im Zug, kein Pärchen-Piccolo-Sekt bei der Heimfahrt vom Wochenendausflug, aber auch keine Horden von saufenden Fußballfans und Diskogängern – seit drei Tagen macht die private Eisenbahngesellschaft Metronom Ernst mit ihrem Alkoholverbot in Zügen. Das Bahnunternehmen, das als erstes in Deutschland diesen Schritt geht, betreibt Regional- und Nahverkehrsstrecken in Norddeutschland, vor allem zwischen Hamburg, Bremen, Hannover, Lüneburg und Göttingen. Das Alkoholverbot soll Fahrgäste schützen, die sich durch trinkende Reisegesellschaften belästigt fühlen, aber auch teure Schäden durch Verschmutzung und Vandalismus vermeiden.
„Das Verbot stößt bei unseren Fahrgästen auf eine überraschend hohe Akzeptanz“, sagte Unternehmenssprecherin Tatjana Festerling der taz. Selbst in den gefürchteten Party-Zügen, die am Sonntagmorgen Nachtschwärmer aus Hamburg zurück nach Hause bringen, habe es keine Probleme gegeben. „Wir wollen, dass auch am Wochenende Familien mit Kindern angstfrei zusteigen können“, so Festerling. In den letzten ein bis zwei Jahren sei es immer schlimmer geworden. „Irgendwo ist immer eine Großveranstaltung, und viele Besucher fangen schon bei der Anreise an zu trinken.“ Die notwendige Extrareinigung und die Beseitigung von Vandalismus-Schäden koste jährlich eine halbe Million Euro. Ab 1. Dezember sollen Alkoholtrinker eine Strafe von 40 Euro zahlen.
Metronom geht es aber nicht nur um Vandalismusschäden und von Alkoholkonsumenten genervte Fahrgäste. Es hat sich auch einer volkspädagogischen Aufgabe verschrieben. „Es soll auch verhindert werden, dass Kinder durch trinkende jugendliche und erwachsene Vorbilder bereits in Nahverkehrszügen lernen, dass es selbstverständlich und damit ‚richtig‘ ist, zu jeder Tageszeit und überall Alkohol zu konsumieren“, begründet Metronom das Verbot.
Auch die Deutsche Bahn AG prüft ein Alkoholverbot in ihren Nahverkehrszügen. Bei Großveranstaltungen gebe es durchaus Probleme, so ein Bahn-Sprecher. Bei der Mehrheit der Freizeitfahrten, auch mit Alkohol, sei dies aber nicht der Fall. Unproblematisch sei es auch in Fernzügen. „Ein Glas Wein oder Bier im Bordrestaurant gehört für viele zum Abendessen einfach dazu.“
RICHARD ROTHER