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Archiv-Artikel

23 Prozent weniger

Die neue Niederlassungsfreiheit: Diesmal liberalisiert die EU den Autohandel. Experten warnen vor Monopolen

BERLIN taz ■ Seit Samstag kann jeder Autohändler auch ohne Zustimmung des Herstellers Fahrzeuge verkaufen – und zwar überall in der ganzen EU. Seit dem 1. Oktober ist nämlich eine neue Richtline der Europäischen Kommission in Kraft. Das Ziel: die Monopolisierung des Autohandels aufzubrechen.

„Ein VW-Händler aus Amsterdam kann zum Beispiel in Großbritannien ein Verkaufsbüro eröffnen und dort einen VW Golf zu dem 23 Prozent geringeren niederländischen Preis verkaufen“, schwärmte bereits 2002 der damalige EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti von der Idee. Der stärkere Wettbewerb soll die Preise angleichen.

Diese Hoffnung hat sich schon ohne die Richtlinie ein wenig verwirklicht. Die Kfz-Preise in Europa bewegen sich aufeinander zu. Nach einer Untersuchung der Europäischen Union liegt zwischen dem teuersten und dem billigsten der 25 Mitgliedsländer nur noch ein Preisunterschied von 6,3 Prozent. Allerdings – die Preise sind nicht gefallen, sondern haben sich dem Niveau der teureren Länder angepasst, stellte die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers fest.

Auch Roland Stuhr von der Verbraucherzentrale Bundesverband erwartet von der anstehenden Liberalisierung keine großen Preisvorteile für die Verbraucher: „Schon jetzt sind Verhandlungen um Rabatte beim Autokauf an der Tagsordnung.“ Auch der Branchenverband der Kraftfahrzeughändler warnt vor zu hohen Erwartungen. Lediglich 10 Prozent der Autohändler planten nach einer internen Umfrage des Verbandes eine Ausweitung ihrer Handelsgeschäfte auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Im Gegenzug werden aber auch ausländische Händler auf den deutschen Markt kommen.

Auch Ulrich May, Rechtsexperte beim Automobilclub ADAC fürchtet, dass die „Megahändler“ die Kleinen verdrängen könnten. Die neue Niederlassungsfreiheit könnte dann genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie wollte: Die Monopolisierungstendenzen würden verstärkt.

ARIANE BRENSSELL