: Mehr Studierende als gedacht
ANDRANG Hamburg hat 1.000 Studienanfänger mehr als Kultusminister prognostizierten. Asta fordert mehr Geld. Senatorin will es von Berlin
■ Im Fach Politikwissenschaften gab es 982 Bewerber für 104 Plätze. 119 wurden angenommen.
■ Für Erziehungswissenschaften gab es 1.620 Bewerber auf 149 Plätze. 162 wurden zugelassen.
■ Auch bei Psychologie gab es über 4.000 Bewerbungen für 150 Plätze. Doch hier gibt es ein bundesweites Verfahren, dass nach Wunschstudienorten zuordnet.
■ Für viele kleinere Fächer, etwa ausgefallene Sprachen, gibt es keinen Bewerberüberhang.
In Hamburg haben in diesem Herbst 16.877 junge Menschen ein Studium begonnen, das sind rund 1.000 mehr als die Kultusministerkonferenz (KMK) im Januar in einer bereits nach oben korrigierten Prognose vorhersagte. Eigentlich rechnete man mit einem Knick, nachdem die Aussetzung der Wehrpflicht im Vorjahr für bundesweite Rekordstudienzahlen sorgte.
Laut Haushaltsplan hat die Stadt an ihren sechs staatlichen Hochschulen in diesem Jahr 15.460 Anfängerplätze. Die übrigen Plätze bieten die zehn privaten Hochschulen oder kommen zustande, weil Studiengänge „überbucht“ werden. „Das ist möglich, weil das Annahmeverhalten nicht hundert Prozent vorhersehbar ist“, sagt Uni-Sprecherin Christiane Kuhrt. Zum Beispiel habe man in Betriebswirtschaft 535 Anfänger auf 430 Plätzen zugelassen. Die Zahl der Bewerber lag zehn mal höher.
Insgesamt hatten sich an der Uni-Hamburg über 44.000 um 5.146 Bachelor-Plätze beworben. Da dies die meisten an mehreren Unis gleichzeitig tun, lässt dies keine Schlüsse über Unversorgte zu. Doch der Trend zu hoher Nachfrage zeigt sich überall. Bundesweit hat sich die KMK um über 20.000 Plätze verschätzt.
Bemerkbar wird der Mangel bei den Master-Plätzen, für die sich auch Bachelor-Absolventen neu bewerben müssen. Dies führte besonders im Bereich Lehramt zu Härten. „Wir mussten 28 Hamburger Bewerber ablehnen“, sagt Kuhrt. Anderfalls hätte man aus Gleichheitsgründen 35 Auswärtige in dem ohnehin überbuchten Studiengang zulassen müssen.
Der Asta hat protestiert. „Mit Bachelor im Lehramt kann man nichts anfangen“, sagt Sprecherin Franziska Hildebrand. Hier kommt es in 2013 zum Schwur. Denn im „Hochschulvertrag“ zwischen Senat und Uni ist ab dann ein Master-Übergang für alle Bachelor-Absolventen garantiert. Hildebrand fürchtet, dass dies auf Kosten von Anfängerplätzen geht und fordert, dass die Stadt frisches Geld geben soll.
SPD-Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt kündigt fürs nächste Jahr eine Drucksache zur „Hochschulentwicklung bis 2020“ an, aus der hervorgehen soll, wie sich das Verhältnis von Master- zu Bachelorplätzen entwickelt. Die hohe Studienplatznachfrage zeige, dass der bis 2015 datierte Hochschulpakt „dringend verlängert“ werden und der Bund entsprechende Mittel bereitstellen müsse. KAJ