„Nur verkleidete Container“

ASYL Zwei Filmemacher des NDR lebten eine Woche lang in einer Sammelunterkunft in Huchting

■ 30, ist Journalist und Filmautor für den NDR. Vor seinem Volontariat hat er Politik- und Kommunikationswissenschaft studiert.

taz: Herr Lickes, Flüchtlingsunterkünfte sind derzeit überfüllt. In Ihrem Film geht es viel um die Einsamkeit. Wie passt das zusammen?

Es passt sehr gut. In den Heimen leben Menschen aus vielen Nationen auf engem Raum, zum Teil auf einem Zimmer. Dadurch, dass sie nicht arbeiten dürfen, sind sie viel auf sich gestellt, könne kaum am sozialen Leben teilhaben. Deswegen ist man in den Unterkünften auch ziemlich einsam. Die Lage des Heims am Rande der Stadt, mit relativ hohen Zäunen, bedingt das auch.

Sie haben sieben Tage lang in einer Sammelunterkunft in Huchting gelebt und gefilmt. Haben Sie etwas vermisst?

Privatsphäre. Der Heimleiter hat für alle Zimmer Schlüssel, man ist ständig unter Leuten, kann sich kaum zurückziehen. Die Wände sind sehr dünn, es sind ja nur gut verkleidete Container.

War das Leben dort so, wie Sie es erwartet haben?

Beeindruckt hat mich, dass die Menschen noch viel Hoffnung haben, trotz des ewigen Wartens darauf, ob sie abgeschoben oder geduldet werden. Und festzustellen, dass vielen von den „Flüchtlingen“, von denen immer nur gesprochen wird, studierte Leute sind, die aus gutem Hause kommen und hier nach einer dramatischen Flucht vor dem Nichts stehen. Gerade bei Asylbewerberheimen ist das Unwissen sehr groß, es gibt viele Vorurteile.

Im Bremer Viertel soll ein neues Heim mitten in Bremen entstehen. Was würden Sie zu der Diskussion zu dem Standort beitragen?

Es gibt Berührungsängste auf beiden Seiten. Aber mir und meinem Kollegen Kolja Robra, der mit mir im Flüchtlingsheim gelebt hat, wurde eine extreme Offenheit entgegengebracht. Die Leute sollten sich wie normale Nachbarn begegnen.  INT.: JPB

So, 15.30 Uhr, NDR Fernsehen