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Archiv-Artikel

Spürnasen brauchen kein Google

INTERNET Wenn wir suchen, googeln wir – dabei gibt es noch mehr Anbieter. Die wollen beispielsweise mit besserem Datenschutz punkten. Doch nennenswerte Marktanteile haben sie noch lange nicht

Leistungsschutzrecht geht in die Ausschüsse

■ Nach einer ersten kontroversen Debatte im Bundestag geht das Gesetz für ein Leistungsschutzrecht in die Fachausschüsse. Während es im Plenum am Donnerstagabend kurz vor Mitternacht leere Bänke gab, fand die Debatte im Internet rege Resonanz, etwa beim Kurzmitteilungsdienst Twitter. Das Gesetz soll die gewerbliche Nutzung von Presseartikeln etwa durch Suchmaschinen wie Google regulieren: Die sollen künftig zahlen, wenn sie Inhalte der Verlage ausführlicher darstellen als in Form eines Links. Google ruft Internetnutzer zum Protest dagegen auf. (dpa, taz)

VON SVENJA BERGT

BERLIN taz | Routenplaner und soziales Netzwerk, Webmailer und Videoportal – am US-Branchenriesen Google scheinen Internetnutzer kaum vorbeizukommen. Allen voran gilt das für die Suchmaschine: Für 9 von 10 Suchanfragen, die Nutzer in Deutschland tätigen, verwenden sie Google. Das Unternehmen steht auf Platz eins und Platz drei der am häufigsten genutzten Internetseiten Deutschlands – mit den Adressen google.de und google.com. Und auf Platz vier landet der zum Unternehmen gehörende Dienst YouTube.

Dabei gibt es Alternativen. Der bekannteste Konkurrent bei der Suche ist Bing von Microsoft, mit dem seit 2009 Yahoo kooperiert. Die meisten Seiten, die eine Suchfunktion einbinden, wie das etwa bei den Anbietern von Webmailern häufig der Fall ist, greifen entweder auf die Ergebnisse von Google oder auf die von Bing zurück. Auch die Suchmaschine Ecosia, die 80 Prozent ihrer Werbeeinnahmen für Projekte zum Schutz des Regenwalds spendet, basiert auf Bing. Was Datenschutz und Transparenz angeht, stehen allerdings sowohl Google als auch Microsoft in der Kritik.

Wer nicht auf die Ergebnisse von Google verzichten will, aber Wert auf Datenschutz legt, ist bei Startpage gut aufgehoben. Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein hat die Suchmaschine im vergangenen Jahr ausgezeichnet – weil sie auf Transparenz und Datensparsamkeit setze.

So verzichtet Startpage beispielsweise auf das Setzen von Cookies – kleinen Dateien, die es Seitenbetreibern ermöglichen, das Verhalten von Nutzern auch über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Auch die IP-Adresse, die Nutzer identifizierbar macht, speichert der Anbieter nicht. Darüber hinaus ist die Suchanfrage standardmäßig verschlüsselt. „Gerade wenn man mobil zum Beispiel über ein ungesichertes W-LAN ins Netz geht, ist die verschlüsselte Verbindung interessant“, sagt Florian Glatzner, Referent für Datenschutz beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Denn dann können die übermittelten Daten nicht einfach mitgelesen werden.

„Der Großteil der Nutzer greift wohl aus Gewohnheit zu Google“

FLORIAN GLATZNER, VZBV

Ebenfalls datenschutzfreundlich und mit Ergebnissen, die unter anderem auf einer eigenen Datenbank basieren, arbeitet DuckDuckGo. Beide Suchmaschinen haben so eines gemeinsam: Sie vermeiden den personalisierten Filter der Google-Suche. Der führt dazu, dass Nutzer tendenziell Ergebnisse angezeigt bekommen, für die sie sich in der Vergangenheit interessierten. Damit können etwa abweichende Positionen in der Suche nach unten rutschen – ein Teufelskreis. „Dazu kommt, dass Google Daten von unterschiedlichen Quellen verknüpft, etwa dem Netzwerk Google+ und YouTube“, sagt Glatzner. Nutzern könne es so schwerfallen, einen Überblick über die gesammelten Daten und daraus erstellte Profile zu behalten.

Wer sich ein Bild davon machen will, was ihm verschiedene Suchanbieter so auftischen, dem kann eine Metasuchmaschine wie Metager weiterhelfen. Hier lassen sich einzelne Anbieter ein- oder ausschalten und mit Spezialsuchen wie auf Twitter oder wissenschaftlichen Suchmaschinen kombinieren. Einziges Manko: Es dauert einen Tick länger, bis die Ergebnisse angezeigt werden.

Warum die Alternativen zu Google so wenig genutzt werden, erklärt sich Verbraucherschützer Glatzner so: Abgesehen von der Kritik in Sachen Datenschutz und Transparenz liefere der Konzern ein gutes Produkt und habe sich früh am Markt positioniert. Dazu komme ein ganz simpler Grund: „Ich denke, der Großteil der Nutzer greift aus Gewohnheit zu Google.“